Welpe will nicht Gassi gehen oder läuft nicht weiter

Dana Thimel
  • zertifizierte/r Hundetrainer/in
Veröffentlicht am: 19.01.2024
Aktualisiert am: 23.01.2024

Endlich ist dein Welpe bei dir eingezogen – und du freust dich schon auf eure gemeinsamen Abenteuer! Dafür möchtest du schon bald mit deinem Welpen spazieren gehen. Doch was, wenn der Welpe nicht Gassi gehen will oder plötzlich nicht mehr weiterläuft?

In diesem Beitrag erfährst du, was dieses Verhalten bedeutet und woran es liegt, wenn dein Welpe nicht spazieren gehen will.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Viele Welpen trauen sich in den ersten Wochen noch nicht, das „sichere Zuhause“ zu verlassen. Das ist völlig normal.
  • Wenn dein Welpe nicht Gassi gehen möchte, solltest du Selbstvertrauen ausstrahlen und ihm Sicherheit bieten.
  • Beachte beim Spaziergang die körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen deines Welpen.
  • Wenn dein Welpe beim Gassigehen schlechte Erfahrungen gemacht hat, solltest du darauf Rücksicht nehmen und feinfühlig
  • Ängste und Unsicherheiten gehören in der ersten Zeit dazu – lassen sich aber mit viel Übung ausgleichen.

 

Gründe, warum ein Welpe nicht Gassi gehen möchte

In den meisten Fällen möchte dein Welpe vor allem in den ersten Tagen nur ungern mit dir Gassi gehen. Das liegt daran, dass er sich noch nicht so gern von seiner „sicheren Wurfhöhle“ entfernt. Für den Welpen bedeutet das Zuhause Schutz. Die Welt rundherum wird erst langsam und in kleinen Schritten erkundet.

Es kann aber noch einige weitere Gründe geben, warum dein Welpe nicht Gassi gehen möchte – auch, wenn diese eher selten der Grund dafür sind:

  • Schlechte Erfahrungen: Hat dein Welpe möglicherweise bei früheren Spaziergängen schon schlechte Erfahrungen sammeln müssen? Dann kann es sein, dass er erst mal nicht Gassi gehen möchte. Gewöhne ihn in diesem Fall langsam daran, dass die Welt keine Gefahr bedeutet.
  • Krankheit: Hat dein Welpe Schmerzen oder fühlt er sich schlecht, hat er wahrscheinlich keine große Lust auf Abenteuer. Prüfe daher, ob es deinem Welpen gut geht – im Zweifelsfall lohnt sich immer ein Besuch beim Tierarzt.
  • Müdigkeit und Hunger: Achte darauf, dass die Grundbedürfnisse deines Welpen erfüllt sind, bevor du mit ihm Gassi gehst. Ist er zu müde für einen Spaziergang, lasse ihn sich richtig ausruhen. Welpen brauchen viel Schlaf. Bedenke auch, dass die meisten Welpen nach einer Mahlzeit erst einmal einen Verdauungsschlaf halten möchten und auch sollten, um einer Magendrehung vorzubeugen.
  • Eingewöhnungszeit: In den ersten Tagen ist die neue Umgebung und deine Wohnung schon spannend genug. In dieser Zeit möchte der Welpe zuerst sein neues Zuhause kennenlernen und wagt sich vielleicht noch nicht in die große weite Welt. Gib deinem Welpen daher ausreichend Zeit zur Eingewöhnung. Zum Lösen solltest du natürlich dennoch regelmäßig mit ihm nach draußen, damit er stubenrein wird.
  • Angst: Die zahlreichen Eindrücke beim Gassi gehen können deinen Welpen noch überfordern. Während manche Hunde gleich voller Tatendrang die Welt erkunden, brauchen vor allem zurückhaltende und sensible Tiere oft etwas länger. Lasse deinen Welpen daher die Welt in seinem eigenen Tempo erkunden und überfordere ihn nicht.
Achte darauf, dass dein Welpe körperlich und geistig dazu in der Lage ist, einen – auf seine Bedürfnisse angepassten – Spaziergang zu machen. Dafür solltest du deinen Welpen gut lesen können und wissen, was für ihn jetzt gut ist. Braucht er ein wenig Hilfe? Sollte er eher ausgebremst werden?  Welpen sind ganz unterschiedlich in ihren Anforderungen. Solltest du dir dabei nicht sicher sein, hol dir gerne Hilfe bei einem kompetenten Hundetrainer.Dana Thimel, zertifizierte Hundetrainerin

 

Wie lernt der Welpe das Spazieren gehen?

Die meisten Welpen sind mit der „großen weiten Welt“ zunächst einmal überfordert. Sie glauben, dass es in ihrem eigenen Zuhause sicherer ist und bleiben deswegen stehen und möchten schnell zurück.

Wenn du abgeklärt hast, dass dein Welpe gesund ist und auch sonst keine anderen Vorkommnisse das Verhalten erklären, ist dein Welpe mit großer Wahrscheinlichkeit einfach nur unsicher.

Bringe ihm bei, dass die Welt nichts Bedrohliches ist – und dass du sein Beschützer bist, der ihn sicher durch die Welt führt.

Wie du deinem Welpen das Gassi gehen beibringen kannst, erfährst du in unserem Beitrag „Welpe Gassi gehen beibringen“. Hier gehen wir detailliert darauf ein, wie du deinen Welpen langsam und schonend an die neue Welt heranführst, sodass ihr gemeinsam in ein Leben voller Abenteuer starten könnt.

 

Lösung, wenn der Welpe nicht weiterlaufen will

Wenn dein Welpe den Spaziergang verweigert oder nicht weiter laufen will, solltest du zunächst deine eigene Haltung überprüfen. Trittst du bereits souverän auf, um deinem Welpen die nötige Sicherheit zu bieten?

„Wohlwollende Führung“ lautet hier das Zauberwort, mit dem du deinen Welpen zum Gassi gehen animieren kannst.

Grundsätzlich solltest du das Verhalten deines Welpen genauer betrachten, wenn er nicht Gassi gehen möchte oder sich beim Spaziergang weigert, weiterzulaufen. Jedes dieser Szenarien erfordert eine eigene Herangehensweise.

 

Szenario 1: Welpe traut sich nicht von Zuhause weg

Bleibt der Welpe beim ersten Versuch, Gassi zu gehen, an der Haustür stehen oder sitzen, so ist es nur fair deinem Welpen gegenüber, dafür Verständnis aufzubringen. Für das kleine Wesen ist die ganze Welt neu und einschüchternd. Seine Geschwister sind nicht mehr da und auch die Mutterhündin, die ihm bisher immer so viel Sicherheit gab, fehlt plötzlich.

Im idealen Fall hat dich dein Welpe aber in den vorhergegangenen Tagen bereits etwas kennengelernt und so Vertrauen zu dir aufgebaut. Du bist jetzt also für die Sicherheit des Welpen zuständig – und diese Sicherheit solltest du ihm auch geben.

Im allerersten Schritt solltest du deinem Hund die Möglichkeit geben, die Umgebung in Ruhe anzuschauen, ohne bereits loszugehen. Dafür kannst du entweder einfach stehen bleiben oder du machst es dir gemütlich, damit dein Welpe die Umgebung auf sich wirken lassen kann. Dann geht es los. Achte darauf, möglichst viel Souveränität und Sicherheit auszustrahlen und wohlwollend mit deinem Welpen umzugehen.

Die Aufmerksamkeit sollte zwar auf dem Hund liegen, aber lasse dir das nicht so stark anmerken. Man kann seinen Welpen auch mit einem Auge über die Schulter hinweg beobachten. Du solltest darauf verzichten, den Welpen für das Weiterlaufen ständig anzusprechen, ihn mit Futter zu locken oder in die Hocke zu gehen.

Gehe stattdessen langsam, aber doch sehr bestimmt los. Spannt die Leine, gehst du trotzdem langsam weiter. In den meisten Fällen stemmen sich die Welpen noch für einen kurzen Moment gegen die Leine, gehen dann aber doch weiter.

Nun kannst du deinen Welpen direkt loben und ihn so liebevoll bestätigen. Die allermeisten Hunde gewöhnen sich so schnell an den Spaziergang und sind schon bald nicht mehr zu halten, wenn es auf die Hunderunde geht.

 

Szenario 2: Welpe setzt sich beim Spazieren gehen hin, weil er erschöpft ist

Wenn dein Welpe eigentlich gerne Gassi geht, sich aber beim Spaziere gehen plötzlich hinsetzt, solltest du darauf einfühlsam reagieren.

  • Hast du deinen Welpen überfordert?
  • Ist er möglicherweise erschöpft?

Laufe an dieser Stelle nicht einfach weiter, sondern beobachte deinen Welpen. Dies ist entweder der richtige Zeitpunkt, um eine erholsame Pause zu machen oder den Heimweg anzutreten. Ist dein Welpe sehr erschöpft, kannst du ihn natürlich nun auch nach Hause tragen.

Vielleicht war die Runde einfach noch zu groß für den kleinen Welpen. Das kann durchaus passieren – achte dann aber beim nächsten Mal darauf, deinen Spaziergang an die körperlichen und psychischen Grenzen deines Welpen anzupassen.

 

Szenario 3: Welpe setzt sich beim Spazieren gehen hin, weil etwas besonders spannend ist

Alternativ kann es auch sein, dass dein Welpe etwas sehr Spannendes entdeckt hat und nun beobachten möchte. Auch diese Zeit solltest du deinem Welpen zunächst gönnen, denn gerade in den ersten Wochen und Monaten gibt es für den Hund noch viel zu verarbeiten und zu lernen. Beides gelingt leichter, wenn man nicht gleichzeitig noch vier Beine koordinieren muss.

Die Möglichkeit, beim Spaziergang auch mal stehen bleiben und die Welt beobachten zu können, macht vor allem für Welpen einen qualitativ hochwertigen Spaziergang aus. Zeit und Ruhe sind dabei eure wertvollsten Begleiter.

Freue dich über jede Erfahrung, die dein Welpe machen darf und räume ihm dafür ausreichend Zeit ein. Das gilt auch dann, wenn die Situation für dich unbedeutend erscheint – denn du kennst die Welt ja bereits. Das bedeutet übrigens nicht, dass dein Welpe dich überall hinziehen darf. Zeit für Beobachtung ist nicht gleichzusetzen mit Nicht-Erziehung.

 

Was man nicht tun sollte, wenn der Welpe nicht Gassi gehen mag

Achte darauf, sensibel und verständnisvoll mit deinem Welpen umzugehen, wenn er nicht Gassi gehen mag – vermeide aber auch die typischen Fehlerquellen. Wir haben die größten Fehler, die du machen kannst, wenn dein Welpe nicht Gassi gehen will, hier für dich zusammengetragen.

 

Fehler 1: Immer direkt nachgeben

In der Beziehung zwischen Mensch und Hund geht es nicht darum, dass du dich pauschal gegenüber deinem Welpen durchsetzen musst. Durchaus kommen in eurem Zusammenleben Momente auf, in denen du einfach mal der Entscheidung deines Hundes folgen kannst – einfach, weil sie sinnvoll oder schön ist.

Doch wir Menschen treffen ebenso häufig sinnvolle Entscheidungen und des Öfteren muss auch dein Welpe diesen Entscheidungen folgen.

Dabei kommt es maßgeblich darauf an, dass du deinem Welpen souverän und wohlwollend vermittelst, dass du deine Entscheidung in diesem Moment durchsetzt. Knickst du immer sofort ein, wenn der Welpe nicht zum Spaziergang aufbrechen will, dann lernt er schnell, dass er die besseren Entscheidungen trifft – und verliert auch das Vertrauen in dich und deine Entscheidungen. Das gilt es zu verhindern!

Das Gespräch würde für deinen Hund dann folgendermaßen ablaufen:

Mensch: „Komm, wir gehen raus!“

Hund: „Nein, lieber nicht. Es ist gruselig da draußen.“

Mensch: „Ja, stimmt, besser nicht. Bleiben wir lieber drin!“

Besonders vertrauenserweckend und überzeugend scheint der Mensch in diesem Fall nicht zu sein, oder? Wenn du der Welpe wärst, würdest du dich in Zukunft wohl auch lieber auf deine eigenen Entscheidungen verlassen, statt auf die des Menschen. Er scheint sich in dem, was er vorschlägt, schließlich nicht besonders sicher zu sein.

Achte daher im Umgang mit deinem Welpen darauf, souverän in deinen Entscheidungen zu sein. Möchte dein Welpe nicht Gassi gehen, bringe ihm sanft und selbstbewusst bei, dass von der Welt keine Gefahr ausgeht und es an deiner Seite sicher ist.

 

Fehler 2: Mit Futter oder Spielzeug locken

Es klingt so verführerisch einfach, den Welpen eben schnell mit Futter oder Spielzeug nach draußen zu locken und dann Gassi zu gehen, oder?

Aber dein Welpe ist dafür viel zu klug! Er lernt schnell, dass er sich nur in die Leine stemmen muss, um ganz einfach an Futter zu kommen. Diese Konditionierung kann also schnell nach hinten losgehen – und plötzlich bleibt der Welpe ständig stehen, um an Futter zu kommen.

Viel sinnvoller ist es, deinen Welpen beim braven Mitlaufen durch soziale Interaktion zu belohnen und zu loben, wenn er nach dem Stemmen in die Leine wieder weitergeht. Bestechen und Belohnen sind zwei ganz verschiedene Methoden, die auch ganz unterschiedliche Verhaltensweisen hervorrufen. Das solltest du immer im Hinterkopf behalten.

 

Wenn ein erwachsener Hund nicht mehr Gassi gehen will

Auch bei einem erwachsenen Hund kann es vorkommen, dass dieser beim Gassi gehen nicht mehr weiter gehen will und einfach stehen bleibt – oder erst gar nicht mit dir loslaufen möchte. Hier kommen verschiedenste Gründe dafür in Frage.

  • Krankheit: Möglicherweise geht es deinem Hund schlecht und er möchte deswegen nicht Gassi gehen? Stelle ihn sicherheitshalber einem Tierarzt vor.
  • Schlechte Erfahrungen: Hat dein Hund in letzter Zeit schlechte Erfahrungen beim Gassi gehen gemacht? Möglicherweise sind diese der Grund dafür, warum er nicht Spazieren gehen möchte.
  • Wetter: Vielleicht regnet es und dein Hund mag das Gefühl von nassem Fell oder nasser Haut nicht? Vielleicht friert er auch oder ihm ist schlicht zu warm? Prüfe, ob mit der richtigen Hundekleidung – zum Beispiel einem Regenmantel – Besserung eintritt.

Tipp: Wenn dein erwachsener Hund plötzlich nicht mehr Gassi gehen will und du gesundheitliche Probleme ausschließen kannst, solltest du einen erfahrenen Hundetrainer kontaktieren und um Hilfe bitten – möglicherweise steckt mehr dahinter.

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Über Dana Thimel


Hallo, mein Name ist Dana Thimel, meine Leidenschaft für Hunde zeichnete sich bereits in jungen Jahren ab und zieht sich bis heute wie ein roter Faden sowohl durch mein berufliches, als auch mein privates Leben. Aktuell lebe ich mit meiner belgischen Schäferhündin Ava und meinem Chihuahua Keeva zusammen in NRW. Mein Wissen im Umgang mit Hunden beruht auf mehr als 10 Jahren praktischer Erfahrung im Hundetraining. Zudem habe ich 2016 mein Tierpsychologiestudium mit dem Schwerpunkt Hund, sowie 2019 den IHK Lehrgang zum Hundeerzieher und Verhaltensberater abgeschlossen.

Mein Fokus im Hundetraining liegt darauf, eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu schaffen und den Mensch-Hund-Teams dabei zu helfen, sich zusammen zu entwickeln, Missverständnissen keinen Raum zu geben und in erster Linie: jede Menge Spaß miteinander zu haben.

Neben den Erziehungsstunden schlägt mein Herz für die vielfältigen Möglichkeiten den Hund mit Spaß und Freude auszulasten. Dazu zählt zum einen Trickdog, aber ganz besonders Curving – eine Sportart, die ich 2017 ins Leben gerufen habe.

Dana Thimel