Welpenspaziergang: Ab wann, wie oft und wie lang?

Dana Thimel
  • zertifizierte/r Hundetrainer/in
Veröffentlicht am: 19.01.2024
Aktualisiert am: 23.01.2024

Viele Mythen ranken sich um den Spaziergang mit deinem Welpen und halten sich hartnäckig im Gedächtnis – nun ist es an der Zeit, damit aufzuräumen!

Warum die „5 Minuten pro Monat“-Regel Unsinn ist, was es beim Spaziergang zu beachten gibt und wie du deinen Welpen daran gewöhnst, erklären wir dir in diesem Beitrag.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Viele Menschen orientieren sich an der „5 Minuten pro Lebensmonat“-Regelung bei Welpenspaziergängen – diese ist jedoch Unsinn.
  • Wer mit Feingefühl und Verstand vorgeht, kann sehr gut einschätzen, wie viel Belastung für den Welpen gerade gut ist und muss sich nicht an pauschale Regeln halten.
  • Es kommt nicht auf die Länge des Spaziergangs an, sondern auf den qualitativen Inhalt.
  • Für sehr sensible Hunde können kürzere und häufigere Gassi-Runden sinnvoll sein, mit einem extrovertierten Welpen sind auch zeitlich längere Runden möglich.
  • Achte darauf, deinen Welpen weder zu überfordern noch zu unterfordern. Beides kann langfristig schaden!

 

Ab wann kann ich mit einem Welpen Gassi gehen?

Kurz und knapp: Am ersten Tag nach dem Einzug deines Welpen solltest du ihm noch die Ruhe lassen, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen – einen Tag später kann es bei vielen Welpen aber schon losgehen!

Natürlich ist es wichtig, auch am ersten Tag regelmäßig mit deinem Welpen nach draußen zu gehen, damit er sich lösen kann. Spaziergänge mit sich steigernder Intensität folgen aber erst in der Zeit danach.

Als frischer Welpenbesitzer macht man sich viele Gedanken und auch Sorgen. Man möchte alles richtig machen. Dabei sollte man vor allem auf sein Bauchgefühl hören, anstatt sich an pauschale Regeln zu halten. Natürlich mache ich mit einem so jungen Hund keine weiten Strecken, ich darf mich aber durchaus über einen längeren Zeitraum mit ihm draußen aufhalten und die Welt entdecken.Dana Thimel, zertifizierte Hundetrainerin

 

Wie lange darf ein Welpe spazieren gehen?

Sicher hast du schon von der „Fünf Minuten Spaziergang pro Lebensmonat“-Regel gehört. Wir möchten damit aufräumen: Diese Regelung ist zu pauschal und beunruhigt viele Welpenbesizer. Es gibt keine Faustregel dafür, wie lang du in welchem Lebensmonat mit deinem Welpen spaziergehen darfst oder kannst.

Vielmehr ist es sinnvoll, deinen Welpen aktiv zu beobachten und den Spaziergang an die Bedürfnisse deines Welpen anzupassen. Achte dabei darauf, deinen Welpen nicht zu überfordern, aber genauso wenig zu unterfordern.

Laufe die meiste Zeit so, dass du sein ideales Tempo wahrnehmen kannst. Stellst du erste Ermüdungserscheinungen fest, ist es spätestens in diesem Moment an der Zeit, dich auf den Heimweg zu begeben – mit deinem Welpen auf dem Arm.

Zwinge ihn nicht dazu, weiterzugehen, wenn er nicht mehr kann. Du kannst dich auch mit ihm auf eine Wiese oder Bank setzen und ihn auf deinem Arm schlafen lassen.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Mit einem Welpen läuft man keine langen Strecken. Dazu sind sie körperlich noch nicht in der Lage. Beim Welpenspaziergang kommt es viel mehr auf den Inhalt statt auf die Strecke des Spaziergangs an.

Fakt ist: Welpen können noch nicht allzu weit spazieren gehen, da der Bewegungsapparat erst mit dem Erwachsenenalter vollständig ausgebildet ist. Aber was spricht dagegen, dich beim Spaziergang mit deinem Welpen auf eine Bank zu setzen und dort etwas zu spielen oder die Umgebung zu beobachten?

Das ist spannend, stärkt eure Beziehung zueinander und ist einfach eine schöne, gemeinsame Zeit.

  • Wer begegnet euch auf der Wiese?
  • Welche Geräusche gibt es dort?

Dann schlendert ihr ein Stück weiter und macht die nächste Pause. So erlebt ihr einiges – mit wenig Belastung für den Bewegungsapparat deines Welpen. Auf diese Art und Weise kannst du durchaus zeitlich lange Spaziergänge machen, ohne weite Gassi-Runden absolvieren zu müssen.

Tipp: Große Rassen brauchen länger, um ihren Bewegungsapparat vollständig auszubilden, als kleine Rassen. Deswegen ist hier auch eine längere Zeit wichtig, sensibel auf den Zustand des jungen Hundes zu reagieren und ihn genau zu beobachten. Achte hier ganz besonders darauf, dass es nicht zu einer zu großen Belastung des Welpen kommt.

Zusammengefasst lässt sich also sagen: Beobachte deinen Welpen auf euren Spaziergängen genau und gib ihm die Möglichkeit, seine Umgebung mit viel Ruhe und Zeit zu erkunden. Der Welpe zeigt dir an, wie viel Spaziergang in Ordnung für ihn ist – und nicht zuletzt spielt hier auch der Charakter des Tieres mit hinein.

Einen ängstlichen Welpen gewöhnst du besser zunächst an die neue Situation, indem du bevorzugt reizarme Orte aufsuchst und die Spannung erst langsam steigerst. Mutige und extrovertierte Welpen dagegen freuen sich auch über einen etwas längeren Spaziergang, bei dem es viel zu entdecken gibt.

Einige Rassen finden kein Ende und haben schier unendlich viel Energie. Hier ist weniger mehr! Lege großen Wert auf viele und lange Ruhephasen für diese Hunde und drehe sie während des Spaziergangs nicht ständig auf. Den Einschalter findet man immer, der Ausschalter muss bei einigen Hunden erst noch eingebaut werden!Dana Thimel, zertifizierte Hundetrainerin

 

Wie oft soll ich mit meinem Welpen Gassi gehen?

Auch hier gibt es keine Faustregel, nach der du dich richten musst. Du hast die Wahl: Entweder längere Entdecker-Runden und dafür weniger davon – oder aber kürzere Welpenspaziergänge und diese dafür etwas öfter.

Richte dich auch hier nach deinem Hund. Gib ihm aber unabhängig davon immer die Möglichkeit, sich zu lösen, wenn er muss.

Wichtig: Auch wenn dein Welpe mit viel Freude die Welt erkunden möchte, braucht er nach einem Welpenspaziergang seine Ruhezeit. Orientiere dich dabei an der Länge des Spaziergangs, denn der Welpe braucht im Anschluss ungefähr das Dreifache der Gassi-Zeit als Ruhezeit. Und das ist enorm wichtig.

 

Wo gehe ich am besten mit meinem Welpen spazieren?

Abwechslung ist hier das Zauberwort, denn dein Welpe sollte gerade in den ersten Lebensmonaten mit möglichst vielen unterschiedlichen Situationen konfrontiert werden, um sich daran zu gewöhnen.

Du hast also die Wahl! Mal sollte eine Tour in den Wald gehen, mal ein Spaziergang nur über Wiesen und Felder. Auch gemeinsame Treffen mit anderen Welpen oder Hunden auf ausgewählten Hundespielplätzen bieten sich hin und wieder an, ebenso wie Ausflüge in die Stadt.

Achte bei allen Welpenspaziergängen darauf, deinen Hund weder zu überfordern noch zu unterfordern. Dein Welpe muss viel lernen, um zu einem entspannten und gut sozialisierten Erwachsenen zu werden, der souverän durch den Alltag geht.

Gleichzeitig solltest du eine Überforderung des Welpen vermeiden. Nimm dir für all diese Ausflüge genügend Zeit, um vor Ort auch einfach mal stehen bleiben zu können. So kann dein Welpe alles in Ruhe auf sich wirken lassen und fühlt dich als sicheren Hafen an seiner Seite.

 

Wichtige Regeln beim Welpenspaziergang

Für dich und deinen Welpen gibt es beim Spaziergang kaum feste Regeln, wohl aber Verhaltensweisen, die schon früh erlernt und trainiert werden sollten.

So solltest du frühzeitig darauf achten, dass dein Welpe draußen nichts frisst – und auch das „in die Waden zwicken“, das viele Welpen in ihren ersten Monaten bei ihren Besitzern tun, sollte frühestmöglich abtrainiert werden.

Durchaus gibt es auch Regeln im Zusammenhang mit anderen Menschen. Wir nennen dies gern den „Hunde-Knigge“: Bringe deinem Welpen schon früh bei, dass Jogger und Radfahrer tabu sind und dass andere Menschen beim Spaziergang auch dann nicht angesprungen werden sollten, wenn sie sich sehr über deinen Welpen freuen.

 

Welpe Gassi gehen beibringen – so gehst du vor

Möchtest du deinem Welpen das Gassi gehen beibringen, so kommt es auf ganz verschiedene Dinge an.

Es ist absolut keine Grundvoraussetzung, diese Dinge bereits zu beherrschen, wenn du mit deinem Welpen spazieren gehst – dennoch kann es sinnvoll sein, schon früh mit kleinen Übungen anzufangen, um deinen Welpen an das Gassi gehen zu gewöhnen.

 

Das solltest du beachten, wenn du deinem Welpen das Gassigehen beibringst

  • Hundeknigge: Bringe deinem Welpen schon früh bei, wie er sich gegenüber anderen Menschen (zum Beispiel Joggern und Radfahrern), aber auch im Kontakt mit anderen Hunden und Tieren zu verhalten hat.
  • Welpe absichern: Welpen sind noch nicht fest im Abruf. Sichere deinen Welpen daher in allen kritischen Situationen ab – zum Beispiel, wenn du einen anderen Hund siehst, der an der Leine ist. Dafür kannst du ganz einfach eine Schleppleine benutzen, damit dein Welpe dennoch die Umgebung erkunden kann.
  • Schutz vor Gefahren: Die neue Umgebung ist für deinen Welpen noch unbekannt. Es ist also deine Aufgabe, deinen Welpen vor Gefahren zu schützen – unabhängig davon, ob es sich um andere Hunde, Menschen, Verkehrsmittel oder sogar Giftköder handelt.
  • Grenzen setzen: Setze deinem Hund auch bei Welpenspaziergängen schon Grenzen. Dein Hund muss so früh wie möglich lernen, was er darf und was nicht. Dazu zählt zum Beispiel, nicht auf fremde Menschen zuzustürmen, nichts vom Boden zu fressen (auch hier: Giftködergefahr!) oder auf die Straße zu laufen.

 

Übungen beim Welpenspaziergang

  • Folgetrieb/Orientierung am Menschen: Schon früh kannst du mit deinem Welpen den Folgetrieb beziehungsweise die Orientierung an dir trainieren. Hier und da eine kleine Übung in den Spaziergang eingebaut stärkt auch eure Beziehung.
  • Abrufsignal: Langfristig ist es sehr wichtig, dass dein Welpe zu dir kommt, wenn du das Abrufsignal Auch im Welpenalter kann dies im Rahmen der Spaziergänge schon trainiert werden.
  • Aufmerksamkeit/Namenstraining: Binde das Namenstraining des Welpen fest in eure gemeinsamen Spaziergänge mit ein. Ziel ist es, dass dein Hund dich ansieht, wenn du seinen Namen sagst. Verwechsle das Namenstraining allerdings nicht mit dem Abrufsignal, das ein gesondertes Signal sein sollte.
  • An der Leine laufen: Dein Welpe muss lernen, dass er an der Leine nicht agieren kann, wie es ihm beliebt. Auch in den ersten Lebensmonaten kannst du bereits damit beginnen, deinem Welpen die Leinenführigkeit beizubringen.

Lies im Anschluss gerne auch unseren Ratgeber zum Thema: “Welpe will nicht gassi gehen“.

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Über Dana Thimel


Hallo, mein Name ist Dana Thimel, meine Leidenschaft für Hunde zeichnete sich bereits in jungen Jahren ab und zieht sich bis heute wie ein roter Faden sowohl durch mein berufliches, als auch mein privates Leben. Aktuell lebe ich mit meiner belgischen Schäferhündin Ava und meinem Chihuahua Keeva zusammen in NRW. Mein Wissen im Umgang mit Hunden beruht auf mehr als 10 Jahren praktischer Erfahrung im Hundetraining. Zudem habe ich 2016 mein Tierpsychologiestudium mit dem Schwerpunkt Hund, sowie 2019 den IHK Lehrgang zum Hundeerzieher und Verhaltensberater abgeschlossen.

Mein Fokus im Hundetraining liegt darauf, eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu schaffen und den Mensch-Hund-Teams dabei zu helfen, sich zusammen zu entwickeln, Missverständnissen keinen Raum zu geben und in erster Linie: jede Menge Spaß miteinander zu haben.

Neben den Erziehungsstunden schlägt mein Herz für die vielfältigen Möglichkeiten den Hund mit Spaß und Freude auszulasten. Dazu zählt zum einen Trickdog, aber ganz besonders Curving – eine Sportart, die ich 2017 ins Leben gerufen habe.

Dana Thimel