Rückruf beim Hund trainieren: So klappt’s (mit Videos)

Dana Thimel
  • zertifizierte/r Hundetrainer/in
Veröffentlicht am: 27.08.2024
Aktualisiert am: 28.08.2024

Der Rückruf ist eines der wichtigsten Kommandos für deinen Hund. Ziel ist es, deinen Hund dazu zu bringen, in absolut jeder Situation – unabhängig von den Umständen – zu dir zurückzukommen, wenn du ihn rufst.

Erst wenn der Hund zuverlässig abrufbar ist, sollte er in den richtigen Freilauf dürfen. Bis dein Hund das Kommando wirklich generalisiert hat und du dich in jeder Situation darauf verlassen kannst, sichern gutes Management und eine Schleppleine den Freilauf ab.

Wie du den Rückruf beim Hund trainieren kannst, welche Fehlerquellen es dabei gibt und wie du Schritt für Schritt zum Erfolg kommst, erfährst du in diesem Beitrag.

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Rückruf beim Hund zählt zu den wichtigsten Kommandos.
  • Im Alltag brauchst du den Rückruf in zahlreichen Situationen – zum Schutz deines Hundes, aber auch zum Schutz aller anderen.
  • Ziel ist es, dass dein Hund beim Rückruf sofort zu dir kommt.
  • Das Rückruftraining setzt viel Übung Erst wenn dein Hund das Kommando wirklich beherrscht, darf er in den richtigen Freilauf – vorher übst du das Kommando an der Schleppleine.
  • Wenn du den Rückruf beim Hund trainieren möchtest, beginne in einer reizarmen Umgebung und steigere den Schwierigkeitsgrad später durch mehr Ablenkung.
  • Dein Hund muss das Kommando lernen, es umsetzen wollen und die Konsequenzen kennen, falls er mal nicht hören will.

 

Warum das Rückrufkommando wichtig ist

Ein glückliches Hundeleben findet nicht ausschließlich an der Leine statt – du möchtest deinem Hund Freilauf beim täglichen Spaziergang gewähren. Damit das möglich ist, muss dein Hund das Rückrufkommando beherrschen.

Erst wenn dein Hund zuverlässig ist, kannst du ihn beim Spaziergang von jeglicher Leine befreien. Das bedeutet für ihn Freiheit und damit eine hohe Lebensqualität. Allein das reicht schon aus, um das Rückrufkommando zu einem der wichtigsten Signale für deinen Hund zu machen.

Die Gründe dafür, warum der Rückruf für Hunde so wichtig ist, sind vielfältig:

  • Schutz für deinen Hund: Im Wald sind immer wieder auch Hunde und Menschen unterwegs, die von deinem Hund möglicherweise wenig begeistert sind. Du kannst nicht davon ausgehen, dass alle Menschen Hunde mögen – und du kannst auch nicht davon ausgehen, dass alle anderen Hunde ebenso gut erzogen sind wie deiner. Daher sollte der Kontakt zu anderen Lebewesen nur stattfinden, wenn er explizit erlaubt ist. In allen anderen Situationen muss dein Hund sicher abrufbereit sein.
  • Gefahrenabwehr für Wildtiere: In der Brut- und Setzzeit gilt im Wald grundsätzlich die Leinenpflicht. Aber auch unabhängig von diesem Zeitraum, in dem du deinen Hund nicht frei laufen lassen darfst, sollte dein Hund kein Wild jagen dürfen. Mit einem sicheren Rückrufkommando schützt du also auch das Leben der Wildtiere.
  • Kontrolle signalisieren: Kommen dir andere Menschen entgegen, vielleicht sogar mit Kindern oder anderen Hunden, signalisierst du mit einem sicheren Abrufkommando, dass du deinen Hund unter Kontrolle hast und managen kannst. Das gibt allen Beteiligten ein gutes Gefühl, vermittelt gegenseitige Rücksichtnahme und Konflikte werden bereits im Ansatz vermieden.

 

Die Herausforderungen beim Rückruftraining

Beim Rückruftraining stehst du vielen Herausforderungen gegenüber. In einer reizarmen Umgebung, in der du das absolute Highlight für deinen Hund bist, gelingt der Abruf viel einfacher als in einer Umgebung, in der etwas anderes interessanter scheint. Das Rückruftraining deines Hundes basiert daher auf den drei üblichen Lernmechanismen:

  • Können: Dein Hund ist dazu im Stande, dich zu hören und auf deinen Abruf zu reagieren. Er versteht das Kommando und weiß, was er zu tun hat.
  • Wollen: Dein Hund will grundsätzlich gerne zu dir zurück kommen und hat das Signal positiv verknüpft.
  • Müssen: Dein Hund weiß, dass Konsequenzen drohen, wenn du ihn abrufst und er nicht zu dir kommt.

Alle drei Facetten müssen von deinem Hund erlernt und generalisiert werden, ehe er wirklich sicher im Abruf ist. Deswegen musst du beim Training besonders kleinschrittig vorgehen, um das Rückrufkommando wirklich zu festigen. Mehr Informationen zu den drei Faktoren erhältst du in unserem Beitrag: „Hund hört nicht: Ursachen und Lösungen.“

Ein wichtiger Aspekt beim Rückruftraining ist das realistische Einschätzen des Hundes und der Gesamtsituation. Was kann er schon? Trainiere den Rückruf nur, wenn eine dieser beiden Varianten sichergestellt werden kann:

  • Variante 1: Du bist dir sicher, dass dein Hund kommt, wenn du ihn rufst.
  • Variante 2: Du bist dir sicher, dass du deinen Hund korrigieren kannst, falls er nicht kommt.

Rufst du deinen Hund ab und keine dieser beiden Varianten ist gegeben, so lernt dein Hund schnell, dass er nicht unbedingt auf dich hören muss. Die Korrektur beim Abruf ist schwer, wenn du zu viel Abstand zu deinem Hund hast oder die Reizlage zu hoch ist.

Trainiere das Rückrufkommando daher zunächst im Nahbereich und mit moderater Ablenkung, sodass du umgehend eingreifen kannst, falls es mal nicht funktioniert. Erst wenn dein Hund den Abruf im Nahbereich perfekt beherrscht, kannst du die Distanz langsam steigern.

 

Rückruf nicht nur in wichtigen Situationen anwenden

Viele Hundehalter machen einen besonders großen und schwerwiegenden Fehler, der das gesamte Rückruftraining gefährdet: Sie rufen ihren Hund immer nur dann ab, wenn es dafür auch wirklich einen Grund gibt.

In der Regel handelt es sich dabei immer um Situationen, in denen dein Hund lieber etwas anderes machen würde – mit anderen Hunden spielen, einen anderen Spaziergänger begrüßen oder einem Hasen nachjagen.

Du möchtest das aus nachvollziehbaren Gründen nicht und rufst deinen Hund ab. Allerdings lernt dein Hund im Laufe der Zeit, dass der Rückruf etwas ist, was ihn von schönen Momenten abhält – und möglicherweise hört er irgendwann nicht mehr darauf.

Achte daher beim Training darauf, den Rückruf gezielt in Situationen einzusetzen, in denen dein Hund gerade durch nichts Wichtigeres abgelenkt ist. Rufe ihn ab, während er durch die Gegend schnüffelt, ohne von etwas wirklich Wichtigem abgelenkt zu sein.

Rufe ihn im Garten ab, wenn er die Sonne genießt, rufe ihn in der Wohnung ab, wenn er gerade in einem anderen Raum ist. Wichtig ist, dass du ihn nach jedem Abruf überschwänglich belohnst, damit dein Hund den Rückruf auch dauerhaft mit etwas Positivem verbindet.

 

So trainierst du das Rückruf-Kommando mit deinem Hund

Das Rückruftraining beginnt damit, dass du dir ein sicheres Signal überlegst, das einzig und allein für den Rückruf des Hundes verwendet wird. Es bieten sich beispielsweise Kommandos wie „Hier“ oder „Heran“ an – welches du wählst, kannst du am Ende selbst entscheiden.

Wichtig ist nur, dass du es dauerhaft gleichermaßen betonst, weil sich dein Hund den Klang des Wortes merken wird und Abweichungen gegebenenfalls nicht versteht.

Du kannst auch den Namen deines Hundes für den Abruf verwenden, allerdings solltest du hier auf eine deutlich andere Betonung achten. Du benutzt den Namen deines Hundes sehr oft im Alltag, sodass hier eine gut zu erkennende Differenzierung möglich sein muss.

Ein Beispiel: Dein Hund heißt „Bello“. Im Alltag rufst du deinen Hund Bello, in einer konkreten Abrufsituation nutzt du „Beeeeeeeeeello” als Signal. So kann dein Hund unterscheiden, ob es sich um einen Abruf handelt oder du nur seinen Namen sagst.

Zudem sind diese Begriffe für das Rückruftraining wichtig, damit du es verinnerlichst:

  • Ziehende Hilfe: Durch eine offene Körpersprache und ein freundliches Auftreten ziehst du deinen Hund beim Abruf förmlich zu dir.
  • Schiebende Hilfe: Dein Hund reagiert nicht auf den Abruf? Mit der schiebenden Hilfe korrigierst du deinen Hund, wenn er nicht reagiert – Du gehst aufrecht mit angespannter Muskulatur auf deinen Hund zu und nimmst somit seinen Raum ein. Du schiebst ihn förmlich von dir weg.

Was das genau bedeutet, erfährst du in den folgenden Schritten des Trainings.

 

Schritt 1: Konditionierung des Abrufs

Zunächst beginnst du das Training zum Abruf des Hundes mit der Konditionierung des Kommandos. Dafür ist die Umgebung zunächst egal – wichtig ist nur, dass sie möglichst reizarm ist, sodass sich dein Hund auf dich fokussieren kann.

Die Übung beginnt damit, dass dein Hund beispielsweise beim Spaziergang unmittelbar vor dir ist. Es folgt der Abruf und dein Hund wird sofort gefüttert, ohne dass er reagieren muss.

Dein Hund sollte den Rückruf immer mit etwas Positivem verbinden. Nutze dafür am Anfang des Trainings ein Leckerchen oder Spielzeug, das dein Hund ganz besonders mag – beispielsweise Leberwurst oder eine Beißwurst. Finde heraus, auf welche Motivation dein Hund besonders gut reagiert und nutze diese für das Abruftraining.

Tipp: Bei manchen Hunden ist es sehr schwer, sie wirklich zu motivieren – sie lassen sich weder durch Futter noch Spielzeug begeistern. Dann ist es besonders wichtig, mit der Konsequenz zu arbeiten, die wir dir im weiteren Verlauf des Textes genauer erklären. Das Trainingsniveau ist dadurch höher, da du sehr stark auf der sozialen Ebene mit deinem Hund arbeiten musst.

 

Schritt 2: Abruf ohne Ablenkung im Garten üben

Lasse deinen Hund nun im Garten oder auf einem anderen eingezäunten Grundstück, das möglichst reizarm ist, ohne Leine herumlaufen. Wenn dir kein Garten zur Verfügung steht, kannst du auch im Wald üben – dein Hund sollte dabei aber an der Schleppleine sein.

Rufe nun in einer geeigneten Situation dein Abrufsignal und belohne ihn sofort überschwänglich mit seinem besonderen Leckerchen und intensivem Lob. Die Situationen sollten so gewählt sein, dass dein Hund dich quasi nicht ignorieren kann und möchte. Dafür ist auch der vorangegangene Schritt wichtig. Wiederhole die Übung einige Male.

Am Anfang kommt dein Hund noch nicht zu dir, weil er den Abruf beherrscht, sondern weil er das Kommando mit seinem besonderen Leckerchen verbindet. Das ist aber gar nicht schlimm, weil du so auch dauerhaft sicherstellst, dass dein Hund den Abruf mit etwas Freudigem verbindet. Verbinde das Training von Anfang an auch mit einem intensiven sozialen Lob, sodass du die Leckerchen Stück für Stück reduzieren kannst.

Langfristig kannst du den Schwierigkeitsgrad etwas erhöhen, indem du die Reize steigerst. So kannst du vorsichtig prüfen, ob dein Hund das Abrufkommando auch unter etwas schwierigeren Bedingungen bereits ausführt.

Welche Möglichkeiten du sonst noch hast, erfährst du in unserem Video „So trainierst du deinen Welpen für den Rückruf“ noch detaillierter.

 

Schritt 3: Abruf im Wald trainieren

Wenn dir kein Garten zur Verfügung steht, kannst du das Rückruftraining mit deinem Hund natürlich auch im Wald trainieren. Dazu solltest du eine Schleppleine zur Hand haben und ebenfalls ein besonderes Leckerchen oder Spielzeug nutzen, das dein Hund besonders gern mag.

Dein Hund sollte ein Stück vor dir laufen, ohne stark abgelenkt zu sein. Plötzlich rennst du in die andere Richtung und rufst dabei das Abrufsignal. Dabei läufst du so lange weiter, bis dein Hund bei dir angekommen ist – dann fütterst du ihn sofort oder spielst mit ihm.

Durch diese Übung sprichst du den Folgetrieb und den Spieltrieb des Hundes zugleich an, sodass auch ganz viele Belohnungsmechanismen gleichzeitig aktiv werden. Genau dieser Mix aus sozialem Lob, Futter und Spiel macht diese Trainingsmethode besonders erfolgreich, denn dein Hund hat hier wirklich etwas davon, zu dir zu kommen.

 

Hund trotz Ablenkung zurückrufen

Viele Leute haben das Problem, dass der Abruf in ablenkungsarmen Situationen hervorragend funktioniert – sobald der Hund jedoch in einer aufregenden Situation ist, beispielsweise beim Spiel mit anderen Hunden, reagiert er nicht mehr auf den Rückruf.

Dieses Problem ist darauf zurückzuführen, dass dein Hund nie gelernt hat, dass es Konsequenzen hat, nicht auf dich zu hören. Nehmen wir die Spielsituation mit anderen Hunden als Beispiel, so belohnt sich dein Hund selbst, indem er einfach mit seinen Artgenossen weiterspielt.

Es ist für ihn in diesem Moment positiv, nicht auf dich zu hören. Kommt diese Situation öfter vor, lernt er, dass es gar nicht schlimm ist, wenn er nicht auf dich hört – und er davon sogar etwas hat. Das möchten wir unbedingt vermeiden.

Das „Müssen“ ist im Training als Verbindlichkeit einzubringen, um solche Situationen zu vermeiden. Bevor du deinen Hund endgültig in den Freilauf gibst, ist es daher wichtig, auch die Konsequenzen zu trainieren.

Dafür bringst du deinen Hund gezielt in Situationen, die ihn ablenken, wenn der Abruf bei Schritt 1 und 2 schon gut funktioniert. Fange mit der Ablenkung klein an und steigere sie kontinuierlich. Zunächst kann eine andere Person für Ablenkung sorgen, im nächsten Schritt ein anderer Hund, dann möglicherweise eine Person, die selbst Leckerchen für deinen Hund bereithält, während du ihn abrufst. Du hast zahlreiche Möglichkeiten, den Schwierigkeitsgrad zu steigern.

Für das Abruftraining mit Ablenkung solltest du eine Schleppleine nutzen, um deinen Hund sicher korrigieren zu können. Möchte sich dein Hund der Ablenkung hingeben, die du eingebracht hast, um die Anforderungen beim Training zu steigern, kannst du ihn über die Schleppleine umgehend korrigieren. Wie genau, das ist von Hund zu Hund unterschiedlich.

So lernt dein Hund, dass das selbstbelohnende Verhalten, wenn er nicht auf dich hört, nicht funktioniert.

Wie das im Detail funktioniert und wie deine Körpersprache dabei aussehen sollte, erklären wir dir im Video „Rückruftraining! So trainierst du einen richtig guten Rückruf“ genauer.

 

Weitere Tipps zum Rückruftraining

Beim Rückruftraining spielt auch die Beziehungsebene zwischen dir und deinem Hund eine wichtige Rolle. Das lässt sich durchaus mit einer menschlichen Partnerschaft vergleichen: Nur weil dein Partner dich liebt, heißt das nicht automatisch, dass er auch alles für dich tut – und wenn er etwas nicht tut, heißt das nicht zwangsläufig, dass er dich nicht liebt. Vielmehr handelt es sich um eine gegenseitige Vereinbarung, die ausdiskutiert werden muss. So ist es auch mit deinem Hund.

Viele Hundehalter gehen davon aus, dass zwangsläufig etwas mit der Beziehungsebene nicht stimmt, wenn der Hund nicht sicher abrufbar ist. In manchen Fällen kann es durchaus daran liegen, aber das muss es nicht.

Vielleicht wurde auch das Training nicht sauber genug aufgebaut oder es gibt andere Probleme, die geklärt werden müssen. Mit diesen Tipps kannst du das Rückruftraining für deinen Hund noch interessanter und lohnender gestalten:

  • Einladende Körpersprache: Achte darauf, mit deiner gesamten Körperhaltung möglichst einladend und offen zu sein. Dafür kannst du rückwärts gehen, um den Hund körpersprachlich zu dir einzuladen. Du solltest nicht bedrohlich auf deinen Hund wirken, sondern offen, freundlich und einladend. So kommt dein Hund gerne zu dir, wenn du ihn abrufst.
  • Besondere Belohnung: Insbesondere beim Trainingsbeginn nutzt du am besten eine besonders hochwertige Belohnung. Das kann ein tolles Spielzeug, Leberwurst oder ein gemeinsames Rennspiel sein. Hauptsache, dein Hund findet es richtig gut!
  • Kleinschrittig trainieren: Das Rückruftraining erfordert viel Arbeit und eine kleinschrittige Vorgehensweise, bis dein Hund wirklich sicher im Abruf ist. Beginne zunächst in einer ablenkungsarmen, ruhigen Umgebung, die dein Hund bereits kennt und steigere das Training kontinuierlich, bis hin zu einer starken Jede Steigerung sollte erst erfolgen, wenn dein Hund in der vorherigen Situation sicher im Abruf ist.
  • Am Ball bleiben: Auch wenn dein Hund den Rückruf schon gut beherrscht, trainiere trotzdem immer weiter. Es ist wichtig, dass du ihn regelmäßig daran erinnerst, dass er unbedingt auf dich zu hören hat – und dass es für ihn viele Vorteile hat, wenn er zu dir kommt.
  • Konsequenz: Vor allem beim Rückruftraining ist ein konsequentes Verhalten deinerseits das A und O! Reagiert dein Hund mal nicht auf den Abruf, lass es ihm nicht einfach durchgehen. Wenn du ihn abrufst, hat er zu hören – andernfalls folgen Konsequenzen.

 

Hund ignoriert Rückruf: Ursachen und Lösungen

Wenn dein Hund auf den Rückruf nicht reagiert oder dich sogar ignoriert, kann das viele Ursachen haben. Hier gilt es, wieder kleinschrittig ganz am Anfang des Trainings zu beginnen. Hinterfrage dich selbst und dein Training: Warst du möglicherweise inkonsequent? Hat dein Hund gelernt, was du von ihm möchtest – und hat er auch einen Grund, auf dein Kommando zu hören?

Folgende Punkte könnten die Ursache sein, wenn dein Hund den Rückruf ignoriert:

  • Dein Hund kann das Kommando nicht: Im ersten Schritt solltest du prüfen, ob dein Hund das Kommando wirklich verstanden hat. Vielleicht ignoriert dein Hund den Rückruf, weil er nicht genau weiß, was du von ihm möchtest. Eine gleichbleibende Aussprache des Abrufkommandos, eine klare Körpersprache und das kleinschrittige Vorgehen beim Training sind essentiell, damit dein Hund den Rückruf als solchen versteht.
  • Dein Hund hat keine Motivation, auf dich zu hören: Du beginnst das Training mit einem ganz besonderen Leckerchen oder Spielzeug, damit dein Hund lernt, dass es sich für ihn lohnt, auf den Abruf zu reagieren. Zusätzlich nutzt du soziales Lob. Wenn dein Hund keine Motivation hat, auf dich zu hören, ist es deutlich schwerer, ihm den Abruf beizubringen. Hinterfrage dich daher selbst: Ist das gewählte Mittel zur Motivation für den Abruf geeignet? Freut mein Hund sich wirklich darüber?
  • Dein Hund muss nicht auf dich hören: Es wird immer Situationen geben, in denen dein Hund lieber etwas anderes machen würde als auf deinen Abruf zu hören. Ist er damit erfolgreich, handelt es sich um selbstbelohnendes Verhalten – er ist also auf die Belohnung, die er beim Abruf bekommt, nicht angewiesen. In diesem Fall muss dein Hund wissen, dass eine Konsequenz droht, wenn er nicht auf dich hört. Schaffst du es nicht, deinen Hund zu korrigieren? Auch das muss kleinschrittig und fair trainiert werden. Auch eure gemeinsame Beziehung steht nun auf dem Prüfstand – gibt es möglicherweise unausgesprochene Themen, sodass du zunächst hier ansetzen solltest?

Die Lösungen für all die Ursachen, die der Grund dafür sein können, dass dein Hund den Rückruf ignoriert, findest du bereits weiter oben in unserer Schritt-für-Schritt Anleitung zum Rückruftraining.

Stellst du fest, dass dein Hund den Abruf nicht sicher beherrscht, setze noch mal ein paar Schritte früher im Training an und wiederhole die Übungen, bis das gewünschte Verhalten eintritt.

 

Fehler beim Üben des Rückrufs beim Hund

Vor allem spielen die Faktoren Können, Wollen und Müssen eine wichtige Rolle, wenn du den Rückruf trainieren möchtest. Hinterfrage dich daher zunächst selbst, ob du die oben genannten Schritte ordnungsgemäß befolgt hast. In unserem Video „Vermeide diese 5 Fehler beim Rückruf“ gehen wir genauer darauf ein, was das bedeutet.

Zusätzlich gibt es aber noch viele weitere Fehler, die oft nicht berücksichtigt werden, dein Rückruftraining aber sehr negativ beeinflussen können:

  • Körperliche Ursachen abklären: Wenn dein Hund partout nicht auf den Rückruf hört, solltest du dir die Frage stellen, ob er dazu körperlich überhaupt in der Lage ist – möglicherweise ist er taub? Lasse deinen Hund unbedingt von einem Tierarzt durchchecken, wenn du den Verdacht hast, dass er schlecht hört.
  • Abruf immer dann, wenn es für den Hund gerade wichtig ist: Es ist wichtig, dass du den Abruf immer wieder trainierst – aber nicht nur in Situationen, in denen dein Hund gerade etwas anderes machen möchte. Wenn du den Abruf nur trainierst, während dein Hund gerade Spaß hat, beispielsweise im Spiel mit anderen Hunden, ist das Kommando für ihn schnell sehr negativ: Es beendet automatisch schöne Situationen. Trainiere unbedingt auch ganz einfach im Alltag, ohne ersichtlichen Grund den Abruf und lobe deinen Hund im Anschluss überschwänglich, wenn er kommt.
  • Abruf wenn der Hund sich lösen muss: Wenn dein Hund gerade sein Geschäft verrichtet, sei so fair und lass es ihn einfach erledigen. Es gibt keinen guten Grund, deinen Hund in dieser Situation abzurufen. Anders sieht es aus, wenn er nur markiert, denn dann ist ein Abruf durchaus zulässig.
  • Hund wird zu oft im Alltag gerufen: Es gibt unglaublich viele Situationen in eurem Alltag, in denen du deinen Hund rufst, ohne hier wirklich ein Abrufkommando im Sinn zu haben. Pass daher auf, dass du das Abrufsignal nur ganz bewusst einsetzt und immer die zwei Varianten abfragst: Wird mein Hund kommen? Kann ich meinen Hund korrigieren, falls nicht? Sonst besteht die Gefahr, dass das Kommando verwässert.

Auch ganz allgemein gibt es immer wieder Situationen, in denen der Abruf des Hundes schlicht und ergreifend unfair ist.

Stell dir vor, dein Hund ist gerade in einem unmittelbaren Gespräch mit einem anderen Hund. Insbesondere beim Aufeinandertreffen von zwei Rüden kann es zu einem gegenseitigen Messen kommen, das ist keine Seltenheit und gehört zum üblichen Hundeverhalten hinzu. Die meisten Hunde können diese Situation ohne Verletzungen gut selbst lösen.

Rufst du deinen Hund in einer solchen Situation nun ab, schwächst du aber die Position deines Hundes und bringst ihn in einen inneren Konflikt, weil er nachgeben muss, um zu gehorchen. Das kann auch den anderen Hund provozieren und die Situation eskalieren lassen. Rufe deinen Hund daher erst zu dir, wenn die Situation vorbei ist.

Ein weiteres Szenario, in dem der Abruf unangebracht wäre: Du gehst mit deinem Hund an einem anderen Hund vorbei. Der andere Hund fixiert deinen Hund mit Blicken und stellt sich zwischen dich und deinen Hund. Nun kann dein Hund nicht einfach vorbeigehen, da der andere Hund ihm signalisiert, dass er sich nun nicht mehr zu bewegen hat.

Auch hier wäre ein Abruf fatal, da das Kommando deinen Hund in ein Dilemma bringen würde. In diesem Fall solltest du zurückgehen, deinen Hund schützen und die Situation gemeinsam lösen, statt ihn einfach abzurufen.

Du siehst: Der Abruf beim Hund ist ein komplexes und vielschichtiges Kommando, das überlebenswichtig sein kann, aber nicht zu jeder Situation passt. Es ist daher wichtig, dass du mit deinem Hund kleinschrittig trainierst, aber eben auch lernst, wann das Kommando angebracht ist und wann nicht. Fairness spielt in der   eine wichtige Rolle und sollte auch beim Rückruf des Hundes nicht außenvor bleiben.

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Über Dana Thimel


Hallo, mein Name ist Dana Thimel, meine Leidenschaft für Hunde zeichnete sich bereits in jungen Jahren ab und zieht sich bis heute wie ein roter Faden sowohl durch mein berufliches, als auch mein privates Leben. Aktuell lebe ich mit meiner belgischen Schäferhündin Ava und meinem Chihuahua Keeva zusammen in NRW. Mein Wissen im Umgang mit Hunden beruht auf mehr als 10 Jahren praktischer Erfahrung im Hundetraining. Zudem habe ich 2016 mein Tierpsychologiestudium mit dem Schwerpunkt Hund, sowie 2019 den IHK Lehrgang zum Hundeerzieher und Verhaltensberater abgeschlossen.

Mein Fokus im Hundetraining liegt darauf, eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu schaffen und den Mensch-Hund-Teams dabei zu helfen, sich zusammen zu entwickeln, Missverständnissen keinen Raum zu geben und in erster Linie: jede Menge Spaß miteinander zu haben.

Neben den Erziehungsstunden schlägt mein Herz für die vielfältigen Möglichkeiten den Hund mit Spaß und Freude auszulasten. Dazu zählt zum einen Trickdog, aber ganz besonders Curving – eine Sportart, die ich 2017 ins Leben gerufen habe.

Dana Thimel