Hund hört nicht: Ursachen und Lösungen

Dana Thimel
  • zertifizierte/r Hundetrainer/in
Veröffentlicht am: 23.06.2024
Aktualisiert am: 21.09.2024

Die Situation, in der Hundehalter davon berichten, dass ihr Hund nicht hört, sind vielfältig: Manche Besitzer klagen darüber, dass der Hund allgemein nicht auf sie hört, bei anderen reagiert der Hund „nur“ in bestimmten Situationen nicht mehr auf sie.

Welche Ursachen es haben kann, wenn dein Hund nicht auf dich hört und was du dagegen tun kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Damit dein Hund auf dich hört, muss er auf dich hören können, auf dich hören wollen und wissen, dass er auf dich hören muss.
  • Nur konsequentes Training stellt sicher, dass dein Hund auf dich hört.
  • Trainiere zunächst im ruhigen Rahmen in der Wohnung oder im Garten. Hört dein Hund hier gut auf dich, kannst du das Training steigern.
  • Belohne die Aufmerksamkeit deines Hundes durch soziales Lob, gemeinsames Spiel oder Futter.
  • Hört dein Hund nicht auf dich, ist es im letzten Schritt wichtig, dass Konsequenzen folgen – sonst hat dein Hund keinen Grund, auf dich zu hören, wenn du das Leckerchen vergessen hast.

 

Warum hört mein Hund nicht auf mich?

Wenn dein Hund nicht auf dich hört, kann das verschiedenste Ursachen haben. Stelle dir zunächst folgende Fragen:

  • KANN mein Hund auf mich hören?
  • WILL mein Hund auf mich hören?
  • MUSS mein Hund auf mich hören?

Können, Wollen und Müssen sind drei verschiedene Aspekte, die mit einfließen, wenn dein Hund nicht hört. Jeder dieser Faktoren sollte bei der Ursachenfindung berücksichtigt werden – denn wenn du weißt, warum dein Hund nicht hört, kannst du auch aktiv dagegen steuern.

 

Das „Können“

Das Können setzt voraus, dass dein Hund körperlich und geistig dazu in der Lage ist, auf dich zu hören. Welpen sind hier ein gutes Beispiel: Die Welt ist für sie noch neu und aufregend, alles lenkt sie ab, vieles haben sie noch gar nicht gelernt und verstanden – in diesem Alter fällt es noch schwer, längerfristig konzentriert bei einer Sache zu bleiben, ohne durch äußere Störfaktoren aus der Konzentration gerissen zu werden.

Zwar können auch Welpen bei gutem Training schon gut auf dich hören, allerdings sind sie noch nicht so gefestigt wie fertig ausgebildete, erwachsene Hunde.

Genauso gut kann es sein, dass dein Hund schon alt ist und die Ursache körperlicher oder geistiger (z. B. Demenz) Natur ist. Wie bei manchen Menschen lässt auch bei einigen Hunden im Laufe der Jahre das Hörvermögen nach. Wenn dein Senior-Hund plötzlich nicht mehr hört, wenn du ihn rufst, könnte dies auch einfach körperliche Ursachen haben.

Solltest du befürchten, dass dein Hund langsam taub wird, lasse dies von einem Tierarzt abklären. Auch eine Krankheit im Bereich der Ohren, beispielsweise eine Ohrentzündung, kann dazu führen, dass dein Hund plötzlich schlecht hört.

Ein weiterer und oft nicht berücksichtigter Faktor ist, dass dein Hund möglicherweise nie gelernt hat, auf dich zu hören. Falsche Trainingsmethoden, wenig Konsequenz oder eine falsche Art deinen Hund zu belohnen – viele Faktoren können dazu führen, dass dein Hund nicht auf dich hört.

Wenn es um das Können geht, solltest du dich daher auch selbst hinterfragen.

 

Das „Wollen“

Jeder Hund hat einen Grund oder eine Motivation, auf seinen Besitzer zu hören. Dazu ist eine Beziehungsebene nötig, die von Anfang an aufgebaut werden muss. Möchte dein Hund auf dich hören, weil er eine gute Beziehung zu dir hat und sich über die Bestätigung durch soziale Belohnung freut?

Je besser eure Verbindung zueinander ist, desto motivierter und spaßiger ist für deinen Hund das Training und desto besser sind die Resultate. Wenn du also den Verdacht hast, dass dein Hund einfach nicht auf dich hören möchte, arbeite zunächst an eurer Beziehung.

Gemeinsames Spielen, Kuscheln und Toben als Belohnung, aber auch das wohlwollende Führen und Setzen von Grenzen sind wichtig für den Beziehungsaufbau.

 

Das „Müssen“

Wenn du mit deinem Hund trainiert hast, auf dich zu hören, aber es dennoch nicht gelingt, fehlen ihm möglicherweise die Konsequenzen. Will dein Hund nicht kommen, weil er einfach nicht muss? Hast du ihm im Rahmen des Trainings beigebracht, dass es Konsequenzen hat, wenn er nicht auf dich hört?

Deutlicher wird dies anhand eines Beispiels: Dein Hund spielt gerade mit anderen Hunden, aber du musst los, weil du gleich einen Termin hast. Du rufst deinen Hund, doch er hört nicht auf dich und spielt lieber weiter. Wenn dies in früheren Situationen bereits erfolgreich war, hat dein Hund gelernt, dass er zwar auf dich hören kann, aber nicht zwangsläufig auch auf dich hören muss.

Hier gilt es, konsequent zu sein: Ziehe deinen Hund aus der Situation heraus und mache ihm mit deiner Körpersprache deutlich, dass sein Verhalten nicht in Ordnung war. Wenn dein Hund ein Feedback gibt, beispielsweise durch passive Demut, hat er auch begriffen, dass er auf dich hören muss.

Voraussetzung für eine faire Korrektur ist immer, dass dein Hund zuvor gelernt und verstanden hat, was von ihm erwartet wird. Hinterfrage dich also immer zuerst, ob du gleiche oder ähnliche Situationen zuvor kleinschrittig mit deinem Hund trainiert hast.

Die Beziehungsebene, die schon beim Wollen genauer beleuchtet wurde, fließt auch beim Müssen mit in das Verhalten deines Hundes ein. Ein Hund, der eine gute Beziehung zu seinem Besitzer hat, lässt sich in der Regel besser und leichter von diesem beeinflussen.

Das gilt sowohl für eine positive Aufforderung, etwas zu tun (Abruf), als auch für das Annehmen einer Korrektur. Daher sollte auch hier die Bindung gestärkt werden, um bessere Trainingsergebnisse zu erzielen.

 

Lösungen, wenn der Hund nicht mehr hört

Wenn du nach Lösungen suchst, warum dein Hund nicht mehr hört, solltest du dich zunächst in die Selbstreflexion begeben. Was ist geschehen, was hat sich verändert?

Hat der Hund vorher gehört und tut es jetzt nicht mehr, kommen verschiedene Möglichkeiten in Frage, warum dies nicht mehr gelingt. Möglicherweise ist er in der Pubertät und sein Gehirn wird gerade komplett umstrukturiert, eventuell hat auch eine Umstellung im Training oder der Erziehung dazu geführt, dass die Erfolge nachlassen.

Viele Menschen glauben zudem, dass der Hund mit der Zeit „austrainiert“ ist und üben nicht mehr regelmäßig, was der Hund bereits erlernt hat – dadurch gehen Lernerfolge verloren und du musst möglicherweise wieder kleinschrittiger beginnen.

Eine Änderung des Verhaltens kann ursächlich sein, wenn dein Hund plötzlich nicht mehr hört.

  • Gab es früher Konsequenzen, die du jetzt nicht mehr nutzt?
  • Hast du aufgehört, ihn zu belohnen, wenn er auf dich hört? – unabhängig davon, ob es sich dabei um Futter oder soziales Lob/Spiel handelt

Vielleicht beruht die Verhaltensänderung deines Hundes darauf.

Es sollten auch körperliche Faktoren abgeklärt werden, wenn dein Hund plötzlich nicht mehr auf dich hört. Möglicherweise lässt das Hörvermögen nach oder eine Krankheit führt dazu, dass dein Hund weniger hören kann. Hast du den Verdacht, dass ein gesundheitlicher Aspekt dazu führt, dass dein Hund nicht mehr auf dich hört, solltest du mit ihm zum Tierarzt gehen.

 

Konsequenz in der Hundeerziehung

Konsequenz in der Hundeerziehung bedeutet: Ich mache es immer und immer gleich. Bist du:

  • dir selbst nicht ganz sicher, welches Signal vom Hund welche Reaktion erfordert
  • ist die Ausführung unsauber (und damit für den Hund unverständlich)
  • oder änderst du deine Kommandos regelmäßig,

So begreift dein Hund nicht, was du überhaupt von ihm willst – und er hört nicht auf dich, weil er nicht weiß, was du möchtest.

Mache dir daher eine Liste. Was sind meine Kommandos und was bedeuten sie für den Hund? Diese Kommandos trainierst du mit viel Konsequenz, damit dein Hund auf dich hört. Dabei fließen wieder die oben genannten Faktoren ein: Dein Hund sollte auf dich hören können, auf dich hören wollen und auf dich hören müssen.

Mehr zum Thema Konsequenz in der Hundeerziehung erfährst du in folgendem Video:

 

Der Hund hört nicht, wenn ich ihn rufe

Das Rückruftraining ist für viele Hundehalter eine der herausforderndsten Übungen im Alltag mit dem Hund. Nur konsequentes Training und eine saubere Ausführung bringen am Ende die Resultate, die gewünscht sind: Dein Hund hört auf Abruf, unabhängig davon, in welcher Situation er sich gerade befindet (beispielsweise im Spiel mit anderen Hunden).

Das Training beginnst du damit, dass es immer einen Grund für deinen Hund geben sollte, zu dir zu kommen. Konkret heißt das: Wenn dein Hund auf dich hört, lobe ihn – mit sozialem Lob, Spiel oder Futter.

Nutze die Motivation deines Hundes für das Rückruftraining und variiere dabei die verschiedenen Belohnungsmethoden, auch abhängig davon, worauf dein Hund besonders gut reagiert.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass dein Hund auch Konsequenzen lernt. Das Problem bei der Belohnung: Rennt dein Hund einem Hasen hinterher oder tobt er mit anderen Hunden, ohne auf deinen Abruf zu reagieren, so handelt es sich um selbstbelohnendes Verhalten. Dein Hund lernt dabei also sogar, dass es sich lohnt, den Abruf zu ignorieren.

Der Spaß geht dann nämlich weiter. Die Belohnung sollte daher für deinen Hund nicht die einzige Motivation sein, zu dir zu kommen – sondern auch das Wissen um mögliche Konsequenzen, wenn er es nicht tut.

Um den Abruf auch in schwierigen Situationen sicherzustellen, solltest du mit deinem Hund zunächst die Motivation und das Grundkommando üben. Im Anschluss steigerst du den Schwierigkeitsgrad langsam, indem du Ablenkung in das Training einbringst – erst leicht, später gerne auch mit anderen Hunden und anderen Menschen.

So kannst du deinem Hund auch die Konsequenzen vermitteln, wenn er nicht hört und damit das Abruftraining festigen. Trainiere dabei anfangs immer so, dass du sofort eingreifen und korrigieren kannst, wenn dein Hund deinen Abruf ignoriert. Das bedeutet, das Training beginnt in der Nähe bei leichten Reizen und wird dann mit zunehmendem Erfolg immer weiter gesteigert.

Weitere Informationen dazu, wie du das Rückruftraining üben und festigen kannst, erhältst du in unserem Video „Rückruftraining! So trainierst du einen richtig guten Rückruf“.

Mehr dazu auch im zugehörigen Beitrag über das Rückruftraining.

 

Der Hund hört draußen nicht

Wie gut dein Hund hört, kann von Situation zu Situation unterschiedlich sein. Viele Hundebesitzer klagen darüber, dass das Training im eigenen Garten oder der Wohnung hervorragend funktioniert, der Hund draußen aber nicht hört.

 

Gründe, warum der Hund draußen nicht hört

In vielen Fällen geht dieses Verhalten auf mangelnde Aufmerksamkeit des Hundes und zu viel Ablenkung zurück. Innerhalb des eigenen Grundstücks bist du als Besitzer der Fokus deines Hundes – draußen wirken plötzlich andere Dinge viel aufregender.

Neue Gerüche, der Kontakt zu anderen Hunden, möglicherweise der Duft von Wildtieren in der Luft – die Welt ist ein Abenteuer und für deinen Hund hoch interessant. Dein Ziel ist es also, durch das richtige Training sicherzustellen, dass dein Hund auch draußen auf dich hört.

 

Lösungen, wenn der Hund draußen nicht hört

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Aufmerksamkeit deines Hundes auf dich zu ziehen, sodass er auch draußen auf dich hört.

  • Tipp 1 – Gestalte die Spaziergänge spannend: Gemeinsame Spaziergänge sollten nicht nur gemacht werden, damit sich dein Hund lösen kann, sondern auch, damit ihr gemeinsame Zeit miteinander verbringt. Indem du eure gemeinsamen Spaziergänge zu einem kleinen Abenteuer für euch beide machst, steigerst du die Motivation deines Hundes mit dir in Interaktion zu treten. Hier bietet sich eine Vielzahl von Möglichkeiten an – gemeinsam über Baumstämme balancieren, quer durch den Wald laufen oder Such- oder Futterspiele sind beispielsweise gut geeignet.
  • Tipp 2 – Bindung durch Handfütterung stärken: Viele Hundehalter stellen dem Hund das Futter zu seinen festen Fütterungszeiten einfach in einer Schale vor die Nase und lassen ihn machen. Wenn du feststellst, dass dein Hund nicht auf dich hört, ist es an der Zeit, genau das zu ändern. Wenn möglich, sollte dein Hund für eine gewisse Zeit lang kein Futter in der Wohnung oder im Garten bekommen, sondern über den Tag verteilt während des Spaziergangs – direkt aus deiner Hand beziehungsweise aus einem Behälter, wenn du Nassfutter oder BARF nutzt. Beim Spaziergang setzt du das Futter zunächst ein, um deinen Hund immer dann zu belohnen, wenn er von sich aus seine Aufmerksamkeit auf dich richtet. Schnell wirst du feststellen, dass sich dein Hund beim Spaziergang viel mehr an dir orientiert – die perfekte Grundlage, damit dein Hund auch draußen auf dich hört. Weitere Informationen dazu erhältst du in unserem Video „Dein Hund ignoriert dich? Strategien, wie dein Hund wieder auf dich hört“.
Denke allerdings immer daran, dass du eine gute Beziehung zu deinem Hund nicht über die alleinige Gabe von Futter aufbauen kannst. Futter ist eine gute Brücke, um den Kontakt zu deinem Hund herzustellen. Viele beziehungsfördernde Elemente sind allerdings unabhängig von materiellen Verstärkern und sollten immer im Vordergrund eures Trainings stehen.

Mehr erfährst du in unserem kostenlosen Kurs „Bindung und Beziehung lite“.

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Über Dana Thimel


Hallo, mein Name ist Dana Thimel, meine Leidenschaft für Hunde zeichnete sich bereits in jungen Jahren ab und zieht sich bis heute wie ein roter Faden sowohl durch mein berufliches, als auch mein privates Leben. Aktuell lebe ich mit meiner belgischen Schäferhündin Ava und meinem Chihuahua Keeva zusammen in NRW. Mein Wissen im Umgang mit Hunden beruht auf mehr als 10 Jahren praktischer Erfahrung im Hundetraining. Zudem habe ich 2016 mein Tierpsychologiestudium mit dem Schwerpunkt Hund, sowie 2019 den IHK Lehrgang zum Hundeerzieher und Verhaltensberater abgeschlossen.

Mein Fokus im Hundetraining liegt darauf, eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu schaffen und den Mensch-Hund-Teams dabei zu helfen, sich zusammen zu entwickeln, Missverständnissen keinen Raum zu geben und in erster Linie: jede Menge Spaß miteinander zu haben.

Neben den Erziehungsstunden schlägt mein Herz für die vielfältigen Möglichkeiten den Hund mit Spaß und Freude auszulasten. Dazu zählt zum einen Trickdog, aber ganz besonders Curving – eine Sportart, die ich 2017 ins Leben gerufen habe.

Dana Thimel

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