Hund Sitz beibringen: So einfach geht‘s

Dana Thimel
  • zertifizierte/r Hundetrainer/in
Veröffentlicht am: 23.06.2024
Aktualisiert am: 04.11.2024

Viele Menschen halten das „Sitz“-Kommando für Hunde für eine der wichtigsten Erziehungsgrundlagen – allerdings stimmt das nicht. Für die grundlegende Erziehung des Hundes ist das „Sitz“ nicht von Relevanz, es handelt sich also viel mehr um einen Trick, der erlernt werden kann, aber nicht erlernt werden muss.

Trotzdem bereitet das gemeinsame Training viel Spaß und insbesondere für Anfänger ist das „Sitz” eine gute Gelegenheit, die Lerngewohnheiten des eigenen Hundes kennenzulernen. Wie du deinem Hund Sitz beibringen kannst und was es beim Training zu beachten gibt, erfährst du in diesem Beitrag.

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Hundehalter denken, dass „Sitz“ zu den wichtigsten Kommandos gehört – das ist falsch.
  • Beim „Sitz“ handelt es sich um Dressur, nicht um Erziehung.
  • Dennoch hat es Vorteile, dem Hund „Sitz“ beizubringen – ihr verbringt gemeinsame Zeit und könnt eure Bindung stärken.
  • Du kannst deinem Hund „Sitz“ mit Hörzeichen und/oder Handzeichen beibringen, auch auf Entfernung.
  • Manche Hunde mögen „Sitz“ nicht, zum Beispiel weil sie Rückenprobleme haben oder die Kälte nicht mögen.

 

Was bedeutet Sitz?

Mit dem Kommando „Sitz“ soll dem Hund beigebracht werden, dass er absitzt, wann immer du als Hundehalter das möchtest. Deswegen solltest Du immer das Wohlbefinden deines Hundes im Blick haben und genau einschätzen, ob es gerade für deinen Hund möglich ist, sich hinzusetzen.

Bei der korrekten Ausführung setzt sich der Hund auf direktem Wege mit seinem Po auf den Boden. Wichtig ist, dass er so lange sitzen bleibt, bis du ihm das Auflösesignal gibst und er wieder aufstehen darf.

Vor allem diesen Punkt vergessen viele Hundehalter beim Training, sodass der Hund nur kurz absitzt und dann eigenständig wieder aufsteht, ohne dass er freigegeben wurde – wenn du deinem Hund Sitz beibringen möchtest, solltest du daher von Anfang an auf die korrekte Ausführung achten.

An dieser Stelle ist es aber ebenso wichtig darauf hinzuweisen, dass Sitz als Kommando für den Hund nicht so wichtig ist, wie viele Hundehalter denken. Sitz, das über das sogenannte „Locken“ trainiert wird, gehört zum Bereich der Dressur und nicht zur Erziehung.

Im Alltag brauchst du theoretisch kein „Sitz“ beim Hund – es ist nur ein schöner Zusatz. Du hast über das körpersprachliche Arbeiten jederzeit die Möglichkeit, deinen Hund zu begrenzen, sodass ein Sitz-Signal überflüssig wird.

Da das Training zum Sitz beibringen vergleichsweise simpel ist, ist es vor allem für Anfänger gut geeignet, um ein Gespür für die Erziehung zu entwickeln, gemeinsam Spaß zu haben und eine Beziehung zum Hund aufzubauen. Wenn du also deinem Hund Sitz beibringen möchtest, nur zu!

 

Hund Sitz beibringen: Schritt für Schritt

Es gibt verschiedene Methoden, mit denen du deinem Hund Sitz beibringen kannst. Im ersten Schritt beginnt das Training meist über das klassische Handzeichen, später kann das Sitz über Hörzeichen gefestigt werden.

 

Hund Sitz beibringen mit Handzeichen

Bei dem Handzeichen für Sitz bietet sich die Bewegung von unten nach oben an, um so beim Training den Hund in seiner Bewegung zu leiten. Am beliebtesten ist der „Sitz-Finger“, der erhoben wird, wenn der Hund sich absetzen soll. Wichtiger ist allerdings die tatsächliche Bewegung, die deinem Hund das Signal gibt, sich abzusetzen.

Möchtest du deinem Hund Sitz beibringen, nutze dafür am Anfang ein Leckerchen. Halte das Leckerli zwischen Daumen und Mittel- oder Ringfinger. Wenn dein Hund steht, halte das Leckerchen an die Nase und kippe die Finger mit dem Leckerchen leicht über den Kopf.

Möchte dein Hund dem Leckerchen mit seiner Nase folgen, so muss er sich nun hinsetzen, um ihm weiter zu folgen. In dem Moment, in dem er sich dafür absetzt, gibst du ihm das Leckerchen.

Wiederhole die Übung, indem du deinen Hund wieder durch Locken zum Stehen bringst und die Übung von vorne beginnst.

Sobald dein Hund die Bewegung verstanden hat, kannst du den Zeigefinger als Signal mit einbringen und ihn einfach während des Lockens nach oben strecken, sodass dein Hund ihn gut wahrnimmt.

Achte hier auf dein Zeitmanagement: Gerade im Anfangsstadium ist es wichtig, dass du deinem Hund das Leckerli gibst, sobald er mit dem Po auf dem Boden sitzt. Hier gilt die „Ein-Sekunden-Regel”. Wiederhole die Übung einige Male und erhöhe den Schwierigkeitsgrad ruhig, indem du beim Training etwas herumläufst und deinen Hund an verschiedenen Stellen absitzen lässt.

Tipp: Führe deine Hand mit dem Leckerchen gezielt über den Kopf deines Welpen. Achte aber darauf, dass du mit der Hand nicht zusätzlich auch nach oben gehst, sonst förderst du das Springen des Hundes, der an das Leckerchen kommen möchte – das ist nicht das Ziel der Übung.

Erst wenn dein Hund das Kommando begriffen hat, kannst du den Schwierigkeitsgrad steigern und die Hand weiter von ihm entfernen.

 

Sitz beibringen mit Hörzeichen

Um deinem Hund Sitz beizubringen, nutzt du immer zuerst das Handzeichen. Erst wenn dieses Kommando fest verankert ist und von deinem Hund gut beherrscht wird (inklusive Auflösesignal), solltest du mit dem Training des Hörzeichens beginnen.

Dazu kombinierst du das Sichtsignal mit dem Hörsignal. Achte aber darauf, dass es nicht zu einer Überschattung beider Signale kommt – sonst reagiert dein Hund nur auf das Handzeichen. Sage das Hörzeichen „Sitz“ ganz kurz vor dem Handzeichen.

Achte dabei auf eine immer gleichbleibende Betonung, die sich akustisch deutlich von anderen Signalen unterscheidet. Dieses Training kannst du öfter wiederholen, bis du das Handzeichen gänzlich ausschleichen kannst und dein Hund vollständig auf das Hörzeichen reagiert.

 

Hund „Sitz“ auf Entfernung beibringen

Hand- und Hörzeichen sind für deinen Hund auch auf Entfernung gut erkennbar. Wenn dein Hund „Sitz“ bereits auf kurze Entfernung beherrscht, so kannst du den Schwierigkeitsgrad langsam steigern und deinem Hund „Sitz“ auf Entfernung beibringen.

Suche dir dafür zunächst einen Platz, an dem dir ausreichend Bewegungsraum zur Verfügung steht. Übe dann zunächst das übliche Kommando „Sitz“ in der Nähe deines Hundes und verbinde es mit einem Handsignal, das auch auf weite Entfernungen erkennbar ist.

Es bietet sich hier an, ein ähnliches Signal wie im Nahbereich auszuwählen. Die Kombination aus Hand- und Hörzeichen sollte zunächst trainiert werden. Wenn dein Hund gut darauf reagiert und das Kommando beherrscht, kannst du langsam die Distanz steigern – und bei regelmäßigem Training kann dein Hund schon bald Sitz auf Entfernung.

Wie du Platz auf Entfernung beibringen kannst, zeigen wir dir im Video „Hund Hört nicht auf Platz? So geht’s trotz Entfernung!“ genauer. Die Tipps aus diesem Video kannst du auch für das Kommando „Sitz“ auf Entfernung nutzen.

 

Hund „Sitz“ beibringen ohne Leckerli

Wenn du deinem Hund ohne Futter „Sitz“ beibringen möchtest, gelingt das unter Umständen auch ohne Leckerchen über das oben genannte Prinzip. Nutze in diesem Fall einfach andere Dinge, die dein Hund interessant findet, beispielsweise sein Lieblingsspielzeug, das du wie in der oben beschriebenen Übung einsetzt. Belohne deinen Hund im Anschluss mit eben diesem Spielzeug.

Eine weitere Möglichkeit, deinem Hund das „Sitz“ ohne Leckerchen beizubringen, ist das Prinzip der negativen Verstärkung. Dabei wird der hintere Rücken des Hundes im Stehen so lange leicht nach unten gedrückt, bis der Hund selbstständig dem Druck nachgibt.

Dann lobst du ihn stimmlich und über angenehme Berührungen, sodass er sich bestätigt fühlt. Achte aber darauf, dass der Hund bei dieser Form des Trainings nicht mit Kraft ins Sitz gedrückt werden darf, sondern er sich selbstständig dazu entscheiden muss, dem Druck nachzugeben und sich zu setzen. Für das Training ist das ein sehr wichtiger Unterschied!

Gleichwohl stellt sich die Frage: Warum solltest du deinem Hund das „Sitz“ nicht auf eine Art und Weise beibringen, die euch beiden Spaß bereitet? Grundsätzlich spricht nichts gegen die Verwendung von Leckerlis beim Hundetraining im Aufbau von Signalen. Im Gegenteil, unsere Hunde lernen die Grundkommandos schnell und einfach über die positive Verstärkung.

 

Weitere Tipps zum Training für das Kommando „Sitz“

Sitz beibringen ist eine schöne Sache für dich und deinen Hund, da ihr in ein gemeinsames Training geht. Dennoch spielen auch allgemeine Umstände eine Rolle, die du beim Training beachten solltest.

Ein wichtiger Faktor ist dabei die Rasse deines Hundes: Manche Hunde möchten sich bei kaltem oder nassem Wetter nicht setzen, weil sie besonders empfindlich sind. Das gilt vor allem für Hunde mit wenig Unterwolle.

In diesem Fall solltest du Rücksicht darauf nehmen, dass es deinem Hund beim Ausführen des Kommandos nicht gut geht – fokussiere dich beim Training in diesem Fall auf eine wärmere Umgebung, beispielsweise in deiner Wohnung, oder nutze ein anderes Kommando wie “Steh” oder eine körpersprachliche Begrenzung.

Außerdem besteht bei bestimmten Hundetypen bei kalten Temperaturen draußen eine Gefahr für Blasenentzündungen, wenn du deinen Hund zum Beispiel für mehrere Minuten im Schnee Sitz machen lässt.

Denke daher darüber nach, ob das Training an die Bedürfnisse deines Hundes angepasst ist. Ihr seid ein Team und nehmt aufeinander Rücksicht. Dazu zählt auch das Einfordern von Kommandos – oder eben der Verzicht darauf, wenn die Umstände dafür nicht geeignet sind.

Es gibt auch andere Kommandos, die bei kühlen Temperaturen besser eingesetzt werden können, ohne ein gesundheitliches Risiko in Kauf nehmen zu müssen.

Auch bereits bestehende gesundheitliche Faktoren können dazu beitragen, dass das Sitz-Signal für deinen Hund vielleicht nicht das beste Kommando ist. So fällt es Hundesenioren mitunter schwer, aus dem Sitzen heraus wieder aufzustehen oder Tiere mit einem Rücken- oder Hüftproblem können sich manchmal nur schwer hinsetzen.

Auch hier sollte die Gesundheit deines Hundes an erster Stelle stehen. Wenn das „Sitz“ aus körperlichen Gründen nicht möglich ist, akzeptiere dies.

 

Hund reagiert nicht auf mich und macht nicht „Sitz“

Wenn das Training nicht wirkt, hinterfrage dich zunächst selbst. Hat dein Hund das Signal wirklich verstanden? Prüfe dabei vor allem, ob du in deinem Kommando deutlich genug warst.

Möglicherweise ist dein Hund überfordert, weil du in einer Umgebung trainiert hast, die ihn zu sehr ablenkt. Insbesondere bei Welpen sollten die ersten Trainingseinheiten zuhause stattfinden, um die Ablenkung so gering wie möglich zu halten.

Auch die Wetterbedingungen können eine Rolle spielen. Wenn es nass oder kalt ist, möchten manche Hunde sich einfach nicht hinsetzen, weil es ihnen unangenehm ist – das solltest du beim Training berücksichtigen und akzeptieren.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, das Training und deinen Hund zu hinterfragen: Kann er das Kommando umsetzen? Möchte er es? Muss er es? Was es damit auf sich hat, erklären wir dir genauer im Beitrag „Hund hört nicht“.

 

Häufige Fragen zum Thema „Hund Sitz beibringen“

 

Wie lange braucht der Hund, um „Sitz“ zu erlernen?

Wie lange ein Hund braucht, um ein Kommando zu erlernen, ist sehr rasse- und charakterabhängig. Das Handzeichen für das „Sitz“ lernen die meisten Hunde sehr schnell, mit wenigen Wiederholungen binnen weniger Tage. Die Generalisierung, also die Zeit, bis dein Hund das Kommando tatsächlich verinnerlicht hat und es in jeder Situation abrufbar ist, dauert sehr viel länger. Hier lässt sich keine pauschale Zeitangabe machen.

 

Was tun, wenn der Hund nicht „Sitz“ macht?

Überprüfe deine Trainingsmethoden und die Klarheit des Kommandos. Wenn du hier keinen Fehler ausmachen kannst, ist die Umgebung möglicherweise zu unruhig für deinen Hund – oder er ist einfach (noch) nicht dazu in der Lage, das Kommando auszuführen. Das kann viele Gründe haben.

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Über Dana Thimel


Hallo, mein Name ist Dana Thimel, meine Leidenschaft für Hunde zeichnete sich bereits in jungen Jahren ab und zieht sich bis heute wie ein roter Faden sowohl durch mein berufliches, als auch mein privates Leben. Aktuell lebe ich mit meiner belgischen Schäferhündin Ava und meinem Chihuahua Keeva zusammen in NRW. Mein Wissen im Umgang mit Hunden beruht auf mehr als 10 Jahren praktischer Erfahrung im Hundetraining. Zudem habe ich 2016 mein Tierpsychologiestudium mit dem Schwerpunkt Hund, sowie 2019 den IHK Lehrgang zum Hundeerzieher und Verhaltensberater abgeschlossen.

Mein Fokus im Hundetraining liegt darauf, eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu schaffen und den Mensch-Hund-Teams dabei zu helfen, sich zusammen zu entwickeln, Missverständnissen keinen Raum zu geben und in erster Linie: jede Menge Spaß miteinander zu haben.

Neben den Erziehungsstunden schlägt mein Herz für die vielfältigen Möglichkeiten den Hund mit Spaß und Freude auszulasten. Dazu zählt zum einen Trickdog, aber ganz besonders Curving – eine Sportart, die ich 2017 ins Leben gerufen habe.

Dana Thimel

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