Hund „Aus“ beibringen: So geht’s (mit Video)

Daniel Joeres
  • zertifizierte/r Hundetrainer/in
Veröffentlicht am: 21.09.2024
Aktualisiert am: 21.09.2024

Das „Aus“-Kommando für Hunde kann zu einer echten Herausforderung werden. Für Hunde ist es zunächst einmal nicht ungewöhnlich, ihre Ressourcen zu verteidigen. Wird der Aufbau beim „Aus“ nicht korrekt erlernt, kann es daher auch zu brenzligen Situationen kommen.

Hier erklären wir dir, wie du deinem Hund „Aus“ beibringen kannst, was es dabei zu beachten gibt und wann es wichtig ist, dich für die Durchsetzung an einen Fachmann zu wenden.

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Kommando „Aus“ lässt dein Hund alles fallen, was er gerade im Fang hat.
  • Das Training erfordert eine kleinschrittige und feinfühlige Vorgehensweise.
  • Du baust zunächst den Tausch auf und setzt das „Aus“ später erzieherisch durch
  • Ohne guten Aufbau kann es durchaus vorkommen, dass Hunde Ressourcen verteidigen.
  • Wenn du dir beim Training zu „Aus“ unsicher bist oder dein Hund stark verteidigt, wende dich unbedingt an einen erfahrenen Hundetrainer.

 

Die Bedeutung von „Aus“ in der Hundeerziehung

Das Signal „Aus“ gilt als eines der wichtigsten Kommandos in der Hundeerziehung. Es fordert den Hund auf, das, was er im Fang hat, umgehend fallen zu lassen. Das „Aus“ zählt zu den Abbruchsignalen, die als Oberbegriff dienen und verschiedene Kommandos umfassen.

Während das Abbruchsignal vom Hund fordert, dass er sofort mit dem aufhört, was er gerade tut, dient das „Aus“ konkret als Signal, etwas aus dem Fang zu geben und fallen zu lassen. Je nach Situation kann das Beherrschen des „Aus“-Kommandos lebensrettend für den Hund sein.

Natürlich kannst du deinem Hund das „Aus“ auch rein erzieherisch beibringen, ohne Leckerchen, Spielzeug oder ähnliche Hilfsmittel zur Hand zu haben. Diese Trainingsmethode empfehlen wir allerdings nur sehr hundeerfahrenen Menschen, da sie recht risikobehaftet sein kann.

Grundsätzlich solltest du dir die Frage stellen, ob eine direkte erzieherische Maßnahme wirklich notwendig ist, wenn es gleichermaßen gut auf entspannte Art gelingen kann. Und schlussendlich hängt die gewählte Methode immer auch vom Charakter des Hundes ab. Im Zweifelsfall solltest du dich an einen professionellen Hundetrainer wenden, wenn du unsicher bist.

Neben dem Wunsch, deinem Hund „Aus“ beizubringen, kann auch das Anti-Giftköder-Training sinnvoll sein. Hierbei geht es vor allem darum, dass der Hund etwas gar nicht erst aufnimmt, sondern vorher anzeigt. Damit das gelingt, ist jedoch ein intensives und kluges Training notwendig, das kleinschrittig geübt und pingelig umgesetzt werden muss. Zudem setzt das Anti-Giftköder-Training im Idealfall die Mithilfe Dritter voraus, da der Hund schnell lernt, wann man selbst etwas auslegt und wann etwas einfach irgendwo liegt.

 

Wann sollte das Training beginnen?

Je früher du damit beginnst, deinem Hund „Aus“ beizubringen, desto besser. Du kannst durchaus schon im Welpenalter damit beginnen, wobei die Übungseinheiten hier etwas kürzer und kompakter ausfallen sollten als bei einem erwachsenen Hund.

Wichtig ist, das Training von Anfang an spielerisch aufzubauen, um eine positive Verknüpfung zum „Aus“ zu ermöglichen. Dein Hund muss lernen, dass er Gegenstände gerne ausgibt und dass es für ihn nicht nur Verzicht, sondern eben auch Lob und Belohnung bedeutet.

Beginne das Training immer mit einem Tausch: Wenn ihr gemeinsam mit einem Spielzeug spielt, gibt dein Hund das Spielzeug auf Kommando aus, wenn er dafür ein Leckerchen bekommt. Später setzt du das Kommando dann erzieherisch durch, indem du eure Beziehungsebene nutzt. Ob du das „Aus“ einem Welpen beibringen möchtest oder dein Hund bereits erwachsen ist, spielt dabei keine Rolle.

 

Hund „Aus“ beibringen – Schritt für Schritt Anleitung

Wenn du anfängst, deinem Hund „Aus“ beizubringen, brauchst du zunächst nur ein Spielzeug und ein paar Leckerchen. Das Spielzeug kann alles sein, was dein Hund mag – wichtig wäre nur, dass er es gut greifen kann. Eine Beißwurst bietet sich beispielsweise an. Später wird es wichtig, die Gegenstände zu variieren, also kannst du ruhig auch mal eine Rinderkopfhaut oder ähnliche Snacks verwenden.

Beginne damit, dass du deinem Hund das Spielzeug gibst und damit gemeinsam mit ihm spielst. Wenn dein Hund das Spielzeug im Fang hat, halte ihm ein Leckerchen vor die Nase. Um an das Leckerchen heranzukommen, muss dein Hund das Spielzeug nun ausgeben.

In dem Moment, wo dein Hund seinen Fang öffnet, gibst du ihm das Kommando „Aus“ und gibst ihm im Anschluss direkt das Leckerchen. Wiederhole die Übung einige Male, damit dein Hund begreift, was du von ihm möchtest.

In diesem Video siehst du noch mal Schritt für Schritt, wie du deinem Hund „Aus“ beibringen kannst:

Hinweis zur Ressourcenverteidigung
Es ist erst einmal nicht ungewöhnlich, dass Hunde ihr Futter oder Spielzeug verteidigen möchten. Wenn du deinem Hund beibringen willst, dass er auch Futter und Spielzeug auf dein Kommando hin auszugeben hat, gehst du dabei genauso vor wie beim Training zum „Aus“.

Es ist durchaus sinnvoll, dass du die Übungen beginnst, indem du deinem Hund etwas zum Tauschen anbietest. Das sollte mindestens gleichwertig gut für deinen Hund sein, im besten Fall sogar etwas, was er noch lieber mag. So lernt er, dass es sich für ihn lohnt, Futter und Spielzeug an dich „abzugeben”.

 

Kommando „Aus“ ohne Leckerli/Spielzeug trainieren

Du kannst das Training später auch ohne Leckerchen weiterführen, indem du deinen Hund mit Spiel belohnst. Nutze dafür ein Zerrspielzeug, das gleichzeitig von dir und deinem Hund gehalten wird. Sage nun an zufälliger Stelle „Aus“. Gibt dein Hund das Spielzeug heraus, darf er sofort im Anschluss damit weiterspielen – mit dir gemeinsam. Das selbstbelohnende Verhalten ersetzt in diesem Fall das Leckerchen.

The dog is playing tug-of-war with the rope. Playful dog with toy. Tug of war between master and beagle dog

Wichtig ist: Wenn dein Hund das Spielzeug mal nicht ausgibt, halte das Spielzeug fest und stelle die Bewegung ein. Das Spiel endet damit für deinen Hund. Warte in dieser Position, bis dein Hund den Fang lockert – auch wenn es etwas länger dauert. In dem Moment, in dem dein Hund das macht, geht das Spiel sofort weiter. Trainiere dies kleinschrittig, bis dein Hund wirklich sicher im Kommando ist.

Möchtest du das Kommando „Aus“ ohne Leckerchen oder Spielzeug aufbauen, so findet die Übung rein auf der Beziehungsebene statt. Diese sollte dementsprechend gefestigt sein. Es ist wichtig, dass du deinen Hund einschätzen kannst, um eine gefährliche Situation zu vermeiden. Hat dein Hund einen Gegenstand im Fang, den er ausgeben soll, ziehe ihn leicht am Halsband zu dir, um so den Zug vom Gegenstand zu nehmen.

Bleibe starr und ruhig, ziehe nicht am Gegenstand – Druck erzeugt nur Gegendruck, Zug erzeugt Gegenzug. Es kann sogar sinnvoll sein, den Gegenstand leicht in den Fang hineinzuschieben, um so gegen den Reflex des Haltens anzuarbeiten.

Harre nun still aus, bis der Hund den Gegenstand von allein ausgibt, vermeide schnelle Bewegungen. Gibt dein Hund den Gegenstand her, hast du unterschiedliche Möglichkeiten, deinen Hund zu belohnen:

  1. Gib ihm den Gegenstand sofort wieder
  2. Belohne ihn mit einer gleichwertigen oder noch höherwertigen Belohnung

 

Kommando „Aus“ bei erwachsenem Hund trainieren

Es spielt für das Training absolut keine Rolle, wie alt dein Hund ist. Die Trainingsschritte sind bei Welpen und erwachsenen Hunden identisch. Dementsprechend musst du hier auch nichts Besonderes beachten – passe lediglich etwas mehr auf, falls es zu brenzligen Situationen kommt, da das Verletzungspotential durch erwachsene Hunde größer ist als durch einen Welpen.

 

Hund reagiert nicht auf „Aus“, was tun?

Wenn dein Hund auf das „Aus“ nicht reagiert, hinterfrage dich zunächst selbst: Hat dein Hund beim Training wirklich verstanden, was „Aus“ bedeutet? Wenn du diese Frage nicht klar mit „Ja“ beantworten kannst, gehe im Training wieder ein paar Schritte zurück und übe das „Aus“ kleinschrittiger.

Auch offene Konflikte können ursächlich sein, wenn dein Hund auf „Aus“ nicht reagiert. Stelle dir die Frage, warum dein Hund sein Spielzeug, Essen, Leckerchen etc. verteidigt. In der Hundewelt ist derjenige, der einen Gegenstand hat, in der bevorzugten Position, ihn zu verteidigen. Man muss sich nicht alles wegnehmen lassen – das ist unter Hunden ein ganz normales Verhalten.

Für eine Mensch-Hund-Beziehung gelten jedoch andere Regeln: In vielen Situationen ist es notwendig, dass du deinem Hund Gegenstände wieder abnehmen kannst. Wenn du möchtest, dass dein Hund etwas ausgibt, so musst du dich unbedingt darauf verlassen können, dass er das auch tut. Daher solltest du von Anfang an mit deinem Hund das „Aus“ trainieren.

Eine weitere mögliche Ursache dafür, dass dein Hund auf „Aus“ nicht reagiert, ist ein zu hoher Erregungszustand. Das kann vor allem beim gemeinsamen Spiel passieren, sodass dein Hund sein Spielzeug nicht zurückgeben möchte.

Wenn dein Hund dafür anfällig ist, solltest du aufpassen, dass er gar nicht erst dermaßen hochfährt, dass du ihm danach kein Spielzeug mehr abnehmen kannst. Beschäftige dich mit dem Erregungsniveau deines Hundes, mit seiner Genetik und passe dein Training so an, dass dein Hund immer kontrollierbar bleibt.

 

Wende dich im Zweifelsfall an einen Hundetrainer

Ein Hund, der das „Aus“ nie gelernt hat und dazu neigt, sein Futter und Spielzeug zu verteidigen, kann für Menschen zu einer echten Gefahr werden – insbesondere für Kinder, die das verteidigende Verhalten des Hundes möglicherweise nicht richtig einschätzen können. Kinder und Hunde sollten generell nie in eine Situation gebracht werden, in denen es um Ressourcenverteidigung gehen könnte.

Ist das Verhalten bereits gefestigt, reicht es in manchen Fällen nicht, kleinschrittig das „Aus“ zu trainieren. Wende dich unbedingt an einen professionellen und erfahrenen Hundetrainer, wenn dein Hund seine „Beute“ stark verteidigt und dir das Training zu gefährlich erscheint. Es ist bei Hunden, die mit Gegenständen im Fang in eine starke Verteidigungshaltung gehen, sehr wichtig, dass das Training fehlerfrei abläuft.

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Über Daniel Joeres


Mein Name ist Daniel Joeres, ich bin 34 Jahre alt und Hunde wurden zu meiner größten Leidenschaft im Leben. Zeitlebens war ich von Wölfen und Hunden fasziniert und meine Begeisterung für das Thema wuchs mit zunehmendem Alter.

Nachdem ich mein Studium der Humanpsychologie und eine systemische Coaching Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe, beschäftigte ich mich intensiv mit der Interaktion zwischen Mensch und Hund unter psychologischen Gesichtspunkten. Schnell wurde mir klar, das sich diverse wissenschaftliche Kommunikationsmodelle auf die Interaktion zwischen Mensch und Hund übertragen lassen.

Diese Kommunikationsmodelle und vieles mehr, stelle ich Dir nun in diesem Welpentraining zur Verfügung!

Daniel Joeres

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