Immer wieder klagen Hundebesitzer darüber, dass ihr Hund sie ständig anspringt – manchmal sogar fremde Personen.
Es kann viele verschiedene Gründe haben, warum dein Hund das tut. Oftmals beginnt das Anspringen schon im Welpenalter. Meist wird es zunächst vom Menschen als süß und niedlich betrachtet, während es beim ausgewachsenen Hund nicht mehr erwünscht ist.
Warum Hunde Menschen anspringen und wie du deinem Hund das Anspringen abgewöhnen kannst, haben wir in diesem Beitrag für dich zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Hund springt mich an: Das Wichtigste in Kürze
- Hunde springen den eigenen Besitzer oder fremde Personen oft aus Freude heraus an, beispielsweise zur Begrüßung. Allerdings kann das Verhalten auch auf Stress oder Maßregelung zurückzuführen sein.
- Der Ursprung des Verhaltens liegt im Welpenalter: Welpen stupsen die Maulwinkel ihrer Mutter an, um zu signalisieren, dass sie gefüttert werden möchten. Das Stupsen löst bei der Mutterhündin aus, dass sie Futter hervorwürgt.
- Dieses Verhalten projiziert der Hund später auf den Menschen. Aufgrund der menschlichen Körpergröße muss er allerdings springen, um die Mundwinkel zu erreichen.
- Es handelt sich um ein biologisch sinnvolles Verhalten des Hundes, das von dir aber durchaus korrigiert werden kann. Auch andere Hunde sanktionieren manchmal das Maulwinkelstupsen ihrer Artgenossen.
- Wenn du deinem Hund das Anspringen abgewöhnen möchtest, korrigiere ihn nach dem Anspringen, indem du aktiv auf ihn zugehst und den Raum für dich einnimmst.
- Sollte dein Hund dich aufgrund von Stress anspringen, verzichte auf die Korrektur und erforsche stattdessen die Ursachen für seinen Stress.
- Es gibt auch die Möglichkeit, dem Hund durch aktives Umlenken oder ein soziales Alternativverhalten das Anspringen abzugewöhnen – allerdings beugt eine klare Kommunikation eher Missverständnissen vor.
Warum Hunde Menschen anspringen
Es kann viele verschiedene Gründe haben, warum Hunde Menschen anspringen. Im Welpenalter handelt es sich um eine biologisch sinnvolle und wichtige Geste: Welpen stupsen die Mutterhündin oft im Maulwinkelbereich an, damit diese das Futter hervorwürgt.
Im späteren Verlauf wird dies zu einer Form der hündischen Kommunikation untereinander, die vor allem bei der Begrüßung eine wichtige Rolle spielt. Der unterlegene Hund reduziert damit den Abstand zum ranghöheren Hund und versucht auch hier, mit der Schnauze an dessen Maulwinkel zu kommen.
Diesen schleckt er dann teilweise hektisch ab oder stupst ihn an. Dabei handelt es sich dann um eine Geste der aktiven Demut. Auch unter Hunden wird diese Geste immer wieder gemaßregelt, wenn sie beispielsweise zu aufdringlich und stürmisch gezeigt wird.
Darauf basiert später auch das Anspringen des Menschen. Da der Mensch deutlich größer ist als der Hund, muss der Hund ihn anspringen, um an die Mundwinkel heranzukommen. Dazu kommt natürlich noch der Lerneffekt, dass viele Hunde über das Anspringen Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten erhalten – insbesondere im Welpenalter, wo das Verhalten noch verniedlicht wird. So festigt sich das Verhalten im Laufe der Zeit.
Die Tatsache, dass Hunde Menschen anspringen, ist also zunächst einmal ein vollkommen normales Verhalten. Allerdings bedeutet das nicht, dass du deinen Hund nicht korrigieren darfst. Auch unter Hunden wird aufdringliches Verhalten in Form von aktiver Demut häufig sanktioniert und der dominante Hund fordert mehr Abstand ein.
So lernen Hunde schnell, dass sie auch auf eine ruhigere und höflichere Art und Weise Kontakt aufnehmen und sich annähern können.
Weitere Formen des Anspringens
Es gibt aber noch einige weitere Gründe, warum Hunde Menschen anspringen. So können vor allem sensible und gestresste Hunde das Anspringen als Ventil nutzen, um ihren eigenen Stress abzubauen.
Sie springen aus Überforderung ihre Menschen an und versuchen so förmlich, in sie hineinzukriechen. Je größer der Stress wird, desto stärker wird auch die Energie, mit denen sie am Menschen hochspringen.
Wenn dein Hund dich aufgrund seines hohen Stressniveaus anspringt, dann sucht er aktiv Hilfe. Eine Korrektur wäre an dieser Stelle der falsche Weg. Nimm stattdessen deinen Hund zur Seite, beruhige ihn und gehe selbst zu ihm herunter.
Parke ihn dabei ruhig schützend zwischen deinen Beinen. So bietest du ihm Sicherheit und er kann zur Ruhe kommen. Dies bezeichnet man auch als Co-Regulation. Nimm dir so viel Zeit dafür, bis er wieder ein normales Erregungsniveau hat, ansprechbar ist und aktiv zuhören kann.
Zudem gibt es Hunde, die ihre Menschen über das Anspringen maßregeln und in ihrem Bewegungsfreiraum einschränken wollen. Sie übernehmen in diesem Fall eine Rolle, die eigentlich vom Mensch übernommen werden sollte und benötigen eine wohlwollende Führung, um dieses Verhalten abzustellen.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob dich dein Hund aufgrund von Freude, Stress oder Maßregelung anspringt, solltest du sein Verhalten bei einem guten und erfahrenen Hundetrainer analysieren lassen. Nur wenn du weißt, wo der Ursprung des Anspringens liegt, kannst du auch aktiv dagegen vorgehen.
Hund das Anspringen abgewöhnen
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, das Verhalten des Hundes umzulenken oder ihm ein Alternativverhalten anzubieten, allerdings führt vor allem eine direkte, klare und authentische Kommunikation zu weniger Missverständnissen und einer qualitativ hochwertigen Beziehung zwischen Mensch und Hund. Dem Hund wird dabei also direkt mitgeteilt, dass das Anspringen grenzüberschreitend ist und vom Menschen nicht geduldet wird.
Mein Hund springt mich an
Wenn der Hund seinen Besitzer anspringt, ist die Korrektur deutlich leichter, da man den Hund bereits in der richtigen Ausrichtung hat. Die Korrektur findet frontal von vorne statt, indem der Mensch, sobald er angesprungen wird, den Raum für sich beansprucht und mit der Korrektur nach vorne in den Hund reingeht.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass man den Hund dabei aktiv berühren muss. Bei vielen Hunden reichen schon die Ausstrahlung und die Körpersprache aus, um Raum einzufordern.
Gibt der Hund den Raum wieder frei, darf er gerne zum Menschen eingeladen werden, wobei alle vier Pfoten auf dem Boden bleiben müssen. So kann er unmittelbar lernen, dass Nähe durchaus erwünscht ist, aber eben nicht in Form von Anspringen.
Wie diese Korrektur auszusehen hat und welche Möglichkeiten es sonst noch gibt, haben wir in diesem Video für dich zusammengefasst:
Mein Hund springt andere Leute an
Dasselbe gilt auch beim Anspringen von fremden Personen. Hier muss sich jedoch der Besitzer zwischen den fremden Menschen und den Hund schieben und den Hund in seinem Verhalten aktiv unterbrechen.
Es kann nicht erwartet werden, dass fremde Menschen den eigenen Hund korrigieren, was aber im Alltag häufig so vermittelt wird. Jeder Hundebesitzer ist selbst für seinen Hund verantwortlich und sollte ihm erklären, dass fremde Menschen nicht in dieser Form bedrängt werden dürfen!
Hast du dich als Besitzer zwischen deinen Hund und die fremde Person geschoben, verhältst du dich genauso wie oben im Beispiel beschrieben und forderst Raum und eine passive Demut von deinem Hund ein. Erst wenn der Hund ein ehrliches Feedback gegeben hat, wird er freundlich für einen neuen Versuch zu der fremden Person eingeladen.
Wie das in der Umsetzung aussehen sollte, kannst du dir in diesem Video anschauen:
Weitere Tipps für erwachsene Hunde
Die oben genannten Korrekturen, um deinem Hund das Anspringen abzugewöhnen, sind nicht nur für Welpen geeignet, sondern unabhängig von der Altersklasse des Hundes anwendbar. Du musst bei erwachsenen Hunden also keine andere Methode anwenden.
Dennoch ist es sinnvoll, dass du dich an einige Tipps hältst:
- Konsequent sein: Damit dein Hund lernt, dass er keine Menschen anspringen soll, musst du im Training konsequent sein. Ist es für deinen Hund mal in Ordnung einen Menschen anzuspringen und manchmal nicht, wird er nicht verstehen, wann er es darf und wann nicht. Bleibe daher im Training konsequent und korrigiere ihn in jeder Situation.
- Klare Körpersprache: Du kannst nur korrektes Verhalten von deinem Hund erwarten, wenn er weiß, was du von ihm erwartest. Signalisiere ihm bei der Korrektur über deine Körpersprache deutlich, dass du das Anspringen nicht möchtest. Achte dabei darauf, dass du frontal vor ihm stehst und den Raum einnimmst, den er beim Anspringen für sich beanspruchen möchte.
- Keine Scheu haben: Wenn dein Hund andere Personen anspringt, musst du dich zwischen ihn und die Person schieben. Habe dabei keine Scheu und erwarte auch nicht von anderen Personen, dass sie die Erziehung deines Hundes für dich übernehmen. Du stehst in der Verantwortung!
Hier solltest du auf Korrekturen im Stressmoment verzichten – gehe ein paar Schritte zurück, biete ihm in der Situation Sicherheit und Ruhe und befasse dich noch einmal mit der Sozialisierung und Habituation deines Hundes, um ihm seinen Stress zu nehmen oder diesen zumindest zu reduzieren.