Welpe beißt: So kannst du ihm das abgewöhnen

Daniel Joeres
  • zertifizierte/r Hundetrainer/in
Veröffentlicht am: 19.01.2024
Aktualisiert am: 28.08.2024

Welpen erkunden die Welt mit ihren Zähnen. Ob Hände, Hosen, Schuhe oder Möbelstücke – nichts scheint vor den spitzen Welpenzähnen sicher.

Über das Kauen lernen Welpen die verschiedenen Konsistenzen von Dingen kennen, ähnlich dem Tastsinn bei Menschen. Damit dabei nichts kaputt geht und die empfindliche Haut des Menschen nicht verletzt wird, muss der Welpe lernen, seine eigene Kraft einzuschätzen.

Wie du deinem Welpen die Beißhemmung beibringen kannst und warum er dennoch Gegenstände zum Kauen benötigt, erklären wir dir in diesem Beitrag.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Für Hunde sind die Zähne eine Alternative zum menschlichen Tastsinn – sie erkunden damit die Welt.
  • Daher ist es für Welpen ganz normal, in die verschiedensten Gegenstände hineinzubeißen und auf ihnen herumzukauen. Auch im Spiel setzt der Welpe seine Zähne ein.
  • In Hände oder Arme möchten wir dennoch nicht so gebissen werden, dass es wehtut. Hier gilt es, dem Hund das erwünschte und das unerwünschte Verhalten direkt zu erklären.
  • Die natürliche Beißhemmung lernt dein Welpe vor allem über die angemessene Kommunikation miteinander, nicht über harte Strafen oder das Ignorieren des Verhaltens.
  • Beim Erlernen der Beißhemmung ist es wichtig, dass du die Sprache deines Welpen verstehst und entsprechend reagierst.

 

Wann und warum beißen Welpen?

Die wichtigste Information vorab: Welpen – und auch erwachsene Hunde – benutzen ihre Zähne. Während wir Menschen mit unseren Händen und somit dem Tastsinn arbeiten, nutzen Hunde dafür ihren Fang.

Das Kauen auf Gegenständen und der Einsatz des Fangs in der Kommunikation gehören also zum hündischen Wesen hinzu. Vor allem bei Welpen ist dies eine natürliche Verhaltensweise, die zu vielen Lernprozessen dazu gehört und nur in wenigen Fällen mit Aggression zu tun hat. Und selbst das ist meist kein Grund zur Sorge und gehört zur natürlichen Kommunikation dazu.

Gleichwohl heißt das nicht, dass der Welpe in alle Gegenstände beißen darf, ohne Hemmungen zu verspüren. Ziel ist also nicht, deinem Welpen das Beißen abzutrainieren, sondern ihm eine natürliche Beißhemmung beizubringen und alternative Gegenstände anzubieten, die zum Kauen geeignet sind.

Gründe für das Beißen bei Welpen sind:

  • Spieltrieb: Für deinen Welpen ist das Beißen oft nur ein Spiel. Sinnvoll ist es, ihm Gegenstände anzubieten, mit denen er spielen und auf denen er auch herumkauen darf. Gleichwohl muss er lernen, dass nicht jeder Gegenstand auch zum Spielen geeignet ist.
  • Milchzähne: Bei Welpen wachsen die Milchzähne, abhängig von der Rasse, ungefähr ab der vierten Lebenswoche. Der Umgang mit den spitzen Zähnchen will erst erlernt werden – und dies geschieht über das Herumbeißen auf Gegenständen.
  • Soziale Regeln lernen: Der abgestufte Einsatz der Zähne gehört für Hunde zum sozialen Miteinander dazu, ähnlich einer Berührung unter Menschen. Das beginnt schon in den ersten Lebenswochen, wenn dein Welpe mit seinen Geschwistern tobt. Wenn er dort mal zu fest zubeißt, kriegt er von seinen Geschwistern entsprechendes Feedback – und erlernt so seine natürliche Beißhemmung.
  • Zahnwechsel: Auch Welpen kriegen in jungen Lebenswochen Milchzähne, die später ausfallen und durch „richtige“ Zähne ersetzt werden. Während des Zahnwechsels hat der Hund Schmerzen. Beim Herumkauen auf Gegenständen wird das Zahnfleisch massiert, was wiederum die Schmerzen des Zahnwechsels lindert.

 

Welpen das Beißen abgewöhnen mit diesen Tricks

Welpen sollen beißen und dürfen es auch – aber gehemmt und vorsichtig. Das „Beißen abtrainieren“ eines Welpen gibt es also eigentlich gar nicht. Es geht vielmehr darum, den Beißtrieb zu kontrollieren und für eine normale Beißhemmung zu sorgen.

Zunächst unterscheidet man zwischen zwei Arten von Beißen: Das Beißen von Menschen und anderen Lebewesen (in den ersten Wochen vor allem in die Hände) und das Beißen von Gegenständen.


Natürlich möchtest du nicht, dass dein Welpe schmerzhaft in deine Hände beißt. In manche Körperteile möchte man gar nicht gebissen oder gezwickt werden – Beispielsweise die Fersen.

Was im Welpenalter vielleicht noch niedlich erscheint, könnte bei einem erwachsenen Hund verheerende Auswirkungen haben, auch wenn dein Hund es nur spaßig meint. Es gilt also, dieses Verhalten zu korrigieren.

 

Welpe beißt Menschen zu fest – so gewöhnst du ihm das ab

Möchtest du deinem Welpen das Beißen abtrainieren, kannst du das erfolgreich über eure gemeinsame Kommunikation lösen. Hier gilt es, dein schauspielerisches Talent vollends auszunutzen!

Beißt dir dein Welpe im Spiel schmerzhaft in die Hände, reagierst du absolut geschockt mit einem lauten Quietschen. Auch die Geschwister deines Welpen haben laut gefiept, wenn das Spiel zu heftig wurde. Nun ist es deine Aufgabe, dieses Verhalten zu imitieren.

Über deine Signale teilst du deutlich mit, welche Art von Spiel dir weh tut und welche für dich in Ordnung ist. Sei regelrecht empört und zeige dieses Verhalten sehr konsequent, damit dein Welpe verstehen kann, was genau zu viel ist.

Nach deinem lauten Quietschen beendest du das Spiel sofort für einen Augenblick. Warte ab, bis sich dein Welpe beruhigt hat. Dann könnt ihr weiterspielen – und du kannst überprüfen, ob dein Hund schon seine Beißhemmung umsetzt.

Beißt dein Welpe dennoch wiederholt zu fest zu, kannst du durchaus auch mal zurückzwicken in Form eines Antitschens – denn auch dieses Verhalten kennt er von seinen Geschwistern.

Die Haut von Menschen ist viel empfindlicher als die durch Fell geschützte Haut von Hunden. Daher ist es normal, dass die Welpen zunächst etwas grober mit uns umgehen – sie kennen unsere Grenzen noch nicht. Ein Welpe muss erst lernen, dass wir Menschen weniger robust sind als seine Geschwister.Dana Thimel, zertifizierte Hundetrainerin

 

Welpe beißt in Gegenstände – so gewöhnst du ihm das ab

Etwas anders verhält es sich beim Beißen in Gegenstände, denn diese geben kein akustisches Feedback. Für das Trainieren der Beißhemmung sind Gegenstände also eher weniger geeignet. Wobei ein Hund durchaus lernen kann, auch Gegenstände nur vorsichtig zu bekauen, anstatt sie kaputt zu machen.

Für deinen Welpen ist es wichtig, die Umwelt mit seinen Zähnen zu erkunden. Gänzlich solltest du ihm das Herumbeißen auf Gegenständen also nicht abgewöhnen – dein Welpe sollte viel mehr lernen, welche Gegenstände zum Kauen geeignet sind und welche nicht.

Auch das ist natürlich ein Prozess. Dein Welpe weiß zunächst nicht, welcher Gegenstand nun ein Spielzeug für ihn ist und welcher nicht. Wenn er also auf einem Schuh herum kaut, weiß er es schlicht nicht besser. Es ist deine Aufgabe, deinem Welpen beizubringen, welche Gegenstände zum Herumkauen geeignet sind und welche nicht.

Erwischst du deinen Welpen, wie er auf einem Gegenstand herum kaut, der eigentlich nicht dafür geeignet ist, so sagst du deutlich, aber nicht emotional: „Nein!“ oder “Aus!” und nimmst ihm unmittelbar danach den Gegenstand weg.

Im Anschluss solltest du ihm eine Alternative anbieten, auf der er herumkauen darf. Entscheidet er sich für den neuen und erlaubten Gegenstand, darfst du ihn dafür mit freundlicher Stimme loben und dich auch gemeinsam mit ihm und dem Gegenstand beschäftigen.

Mit der Zeit wird dein Welpe wissen, welche Gegenstände in Ordnung sind und welche nicht. Falls du Schwierigkeiten mit der Abnahme der Gegenstände hast, sieh dir gerne unser Youtubevideo dazu an.

 

Folgende Alternativen bieten sich zum Beißen für Welpen an:

  • Kauhölzer
  • Spezielle Gummispielzeuge für den Zahnwechsel
  • Kuscheltiere (nur bedingt, eher bei sehr jungen Welpen)

Nahrung eignet sich nur bedingt als Kau-Alternative für deinen Welpen. Rinderkopfhaut beispielsweise ist hart und wird erst durch langes Einspeicheln weich. Hier sollte man besonders darauf achten, dass die Stücke so groß sind, dass der Welpe sie auf keinen Fall in einem verschlucken kann.

Wenn du ihm allerdings jedes Mal als Alternative Nahrung anbietest, hast du möglicherweise bald einen übergewichtigen Welpen. Sei zudem immer auf der Hut! Hunde sind schlau, manch einer kann lernen, dass du ihm immer etwas Besseres anbietest, wenn er auf etwas Verbotenem kaut.

 

Was bedeutet Beißhemmung?

Unter dem Begriff Beißhemmung versteht man die Fähigkeit des Hundes, seine eigene Kraft einzuschätzen und bewusst zu steuern. Der Hund hat im Laufe der Zeit gelernt, dass seine Zähne auch verletzen können, und setzt diese daher mit Bedacht ein. Dabei ist der Hund auch dazu in der Lage, sein Verhalten je nach Gegenüber individuell einzuschätzen.

Ein Beispiel: Wenn du mit deinem Welpen spielst und die Beißhemmung trainierst, hat dein Hund bereits gelernt, bei welcher Intensität du empfindlich reagierst. Leben nun noch Kinder in der Familie oder steht der Hund regelmäßig in Kontakt zu Kindern, so wird er schnell feststellen, dass diese empfindlicher sind als du. Dementsprechend reguliert er sich im Spiel mit Kindern selbst herunter, um diese nicht zu verletzen.

Spielt dein Welpe dagegen mit Artgenossen, weiß er genau, dass er hier auch etwas grober toben darf, denn Hunde sind weniger empfindlich.

 

Die richtige Reaktion, wenn dein Welpe beißt

Wenn dein Welpe zu fest beißt, solltest du wie folgt reagieren:

  • „Quietschen“: Vermittle deinem Hund akustisch, dass dir das Verhalten wehgetan hat. Übertreibe hier ruhig etwas, um es deinem Welpen deutlich zu machen. Dein Welpe lernt schnell, was ein „Aua!“ bedeutet. Falls das nicht hilft:
  • Korrigieren und Maßregeln: Reicht das Quietschen nicht aus, mache deutlich, dass du dieses Verhalten nicht möchtest – zum Beispiel über das Antitschen deines Hundes. Bleibe dabei ganz ruhig und werde nicht wütend.
  • Beenden des Spiels: Wenn dein Welpe zu fest zwickt, reagiere nicht nur mit einem Geräusch, sondern beende auch umgehend das Spiel. Erst wenn sich dein Welpe beruhigt hat, kann es weitergehen. Dein Welpe möchte weiterspielen, daher wird er in Zukunft versuchen, solche Situationen zu vermeiden.

Achte beim Maßregeln darauf, dass du die Sprache deines Welpen verstehst. Beißt er etwas zu fest zu, während ihr gemeinsam spielt und ignoriert dein Quietschen, so darfst du ihn durchaus leicht antitschen.

Forme dazu mit deinen Fingern eine Art Fang und „titsche“ ihn kurz damit an. Dann gehe mit deiner Hand sofort wieder weg.

Der kurze Impuls über die Hände, bei dem du deinen Hund nur mit deinen fünf Fingerkuppen berührst, bedeutet in „Hundesprache“ eine Maßregelung – vor allem in Kombination mit akustischem Schmerzgeräusch und dem anschließenden Beenden des Spiels.

 

Das solltest du vermeiden, wenn dein Welpe beißt

Damit dein Welpe seine natürliche Beißhemmung erlernen kann, solltest du folgende Verhaltensweisen vermeiden:

  • Ignorieren, dass es weh tut: Wenn du deinem Welpen nicht signalisierst, dass er im Spiel zu weit geht, wird er nie seine Grenzen kennenlernen. Kommunikation ist hier das A und O!
  • Nur weggehen: Beendest du lediglich das Spiel, wenn dein Welpe zu fest zubeißt, kann er dein Verhalten häufig nicht genau zuordnen. Es ist wichtig, dass du zuvor auch akustisch vermittelt hast, dass dir das Zwicken wehgetan hat.
  • Negative Emotionen: Wenn dein Welpe zu fest zwickt, solltest du nicht wütend werden. Er muss erst seine eigenen Grenzen kennenlernen. Das Maßregeln sollte daher kommunikativ, aber auf keinen Fall über lautes Geschrei oder einen Wutausbruch vermittelt werden.
  • Harte, ungerechte Strafen: Wenn dein Hund zu fest zwickt, solltest du von harten und unpassenden Strafen unbedingt absehen. Eine deutliche und angemessene Maßregelung reicht völlig aus.
Hunde müssen lernen, dass es nicht schön für Menschen ist, gebissen zu werden. Trainiere die Beißhemmung mit deinem Hund und gehe der Situation nicht einfach aus dem Weg. Behalte dich dabei aber selbst im Griff. Es ist völlig normal, auch mal wütend zu sein, aber ein Wutanfall dem Welpen gegenüber bringt euch nicht weiter.Dana Thimel, zertifizierte Hundetrainerin

Achte auch darauf, eine für den Hund verständliche Form der Kommunikation zu wählen. Ein Beispiel: Wenn dich dein Welpe beim Spielen beißt und du ihn daraufhin von dir wegschiebst, mag das für dich nach einer Maßregelung aussehen – für deinen Welpen handelt es sich jedoch häufig um eine reine Spielgeste und Aufforderung zum Weiterspielen.

Werde stattdessen sehr steif und biete keinerlei spielerisches Miteinander mehr an. Die „Sprache“ deines Welpen zu verstehen, ist auch bei der Erziehung essentiell.

 

Häufige Fragen, wenn der Welpe beißt

 

Was tue ich, wenn mein Welpe zudem aggressiv ist und knurrt?

Knurren und Beißen beim Welpen sind in sehr vielen Fällen Ausdruck spielerischer Interaktionen. Aber manchmal testet ein Welpe auf diese Art auch mal seine Grenzen aus – es gilt also, echte Aggression von spielerischen Gesten und Lauten zu unterscheiden. Sollte dein Welpe ernsthaft beißen und dich womöglich sogar verletzen, suche umgehend einen erfahrenen Hundetrainer auf.

 

Was ist, wenn der Welpe nicht aufhört zu beißen?

Hört dein Welpe trotz Training nicht auf zu beißen, so solltest du dich selbst hinterfragen. Hast du dich verständlich genug ausgedrückt – auch in „Hundesprache“? War deine Korrektur angemessen? Kann dein Welpe dein Verhalten seinem eigenen Fehlverhalten zuordnen? Suche dir fachmännische Hilfe, wenn du deine Fehlerquellen nicht ausfindig machen kannst.

 

Wann hören Welpen auf zu beißen?

Sobald der Zahnwechsel deines Welpen abgeschlossen ist, wird auch der Drang in Gegenstände zu Beißen weniger. Dennoch ist das Kauen auf Dingen für Hunde ein selbstbelohnendes Verhalten, das oft auch eine beruhigende Wirkung hat. Bei einem guten Training wird dein Hund jedoch schnell begreifen, dass Hände behutsam in den Fang genommen werden. Außerdem lernt dein Welpe, auf welchen Gegenständen er herumkauen darf.

  • Vielen Dank für diese nützlichen Tipps! Werde ich ausprobieren.
    Wobei ich jedoch etwas ratlos bin .. unser 18Wochen alter Labradorwelpe beisst gern auf der Leine herum und kaut sämliche Säume seiner Decken ab (werden diese abgeschnitten, zerlegt er die Decken genüsslich weiter) Was kann ich tun?

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    Über Daniel Joeres


    Mein Name ist Daniel Joeres, ich bin 34 Jahre alt und Hunde wurden zu meiner größten Leidenschaft im Leben. Zeitlebens war ich von Wölfen und Hunden fasziniert und meine Begeisterung für das Thema wuchs mit zunehmendem Alter.

    Nachdem ich mein Studium der Humanpsychologie und eine systemische Coaching Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe, beschäftigte ich mich intensiv mit der Interaktion zwischen Mensch und Hund unter psychologischen Gesichtspunkten. Schnell wurde mir klar, das sich diverse wissenschaftliche Kommunikationsmodelle auf die Interaktion zwischen Mensch und Hund übertragen lassen.

    Diese Kommunikationsmodelle und vieles mehr, stelle ich Dir nun in diesem Welpentraining zur Verfügung!

    Daniel Joeres

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